: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Der CDU bleibt nur noch Ballack, die Bahn kriegt zu viel Dresche und die FDP stellt die Familienministerin bloß
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?
Friedrich Küppersbusch: Oettinger, Koch, Köhler, Rüttgers, Wulff, von Beust … ob die CDU vielleicht Ballack jetzt nimmt? Dann kann Lahm Kapitän bleiben, das wäre wichtig.
Was wird besser in dieser?
Union fängt sich, ist eh keiner mehr zum Zurücktreten über.
Kristina Schröder, Familienministerin, würde beim Elterngeld für Geringverdiener gern noch mehr sparen. Das regt auch bei Union und FDP viele auf. Das ist doch nur die konsequente Durchsetzung schwarz-gelber Ziele. Oder nicht?
Okay, wenn man Politikdesignern aufgegeben hätte: „Erfindet mal eine sozialpolitische Grausamkeit, der selbst der Habsuchtssekte FDP zu weit geht.“ Ungefähr das wäre dabei rausgekommen. Prompt dröhnt FDP-Fraktionsvize Miriam Gruß, Schröder möge doch lieber „bei Millionärsgattinnen Elterngeld streichen“. Ich glaube, als christliche Sozialpolitikerin von der FDP bloßgestellt zu werden müsste ungefähr die Höchststrafe sein.
Maria Jepsen ist von ihrem Bischofsamt zurückgetreten. Wenn man sich mal anschaut, wie schwer sich Katholiken auf solchen Posten damit tun – sind die Protestanten zu weich?
Prima, dass christliche Glaubensführer immer spektakulärer dem Umstand begegnen, dass ihre Dogmen und Lehren eh nicht lebbar sind. Wobei ich mir so eine Käßmann-Kirche der gescheiten Gescheiterten wesentlich menschlicher vorstelle als den Mixa-Bund der Fehlerlosen. Immerhin ist Jepsen für das Übersehen der Fehler anderer zurückgetreten. Mit der Begründung könnte Ratzinger täglich.
Das Ölloch soll gestopft sein. Glauben Sie das?
Die Hütchenspieler von BP staunen selbst über ihren Erfolg und mutmaßen: Es sei indes so viel Öl ausgelaufen, dass es deshalb möglich gewesen sei, den Zylinder aufzusetzen und abzudichten. Ohne die Sorge über die größte Ölkatastrophe aller Zeiten verharmlosen zu wollen: Jetzt wissen wir, was ungefähr gemeint ist, wenn Energiemanager von „jederzeit technisch beherrschbaren Risiken“ sprechen. Spannende Frage jetzt, ob BP jetzt verstaatlicht werden muss, weil es an der Nummer pleitegeht. Nachdem es nicht verstaatlicht wurde, weil es seiner Verantwortung nicht gerecht wurde. Das alles, und selbst die Scham, für naiv gehalten zu werden, hindert mich mal nicht, mich zu freuen.
Bertelsmann feiert im Juli 175. Geburtstag. Welche Glückwünsche möchten Sie dem Konzern mit auf den weiteren Lebensweg mitgeben?
Der Konzern hat Kriege, Diktaturen und Thomas Middelhoff überlebt – Respekt. Der christliche Drucker Carl Bertelsmann meinte es politisch-religiös, und vermutlich wird die gleichnamige Stiftung so noch wirken, wenn im ganzen Konzern nichts mehr altmodisch gedruckt wird. Bertelsmann hat auch eigene Gewerkschaften („gelbe Verbände“) gegründet, als ihm die der Arbeiter nicht passten. Und nichts aufs Geld gespuckt, wenn’s mit Schund verdient wurde. Die Idee der inhaltlichen Sinnstiftung eines Unternehmens allerdings war Corporate Identity und Corporate Citizenship weit voraus. Ich weiß nicht, ob es die Gesellschaft bereichert. Ganz offenkundig macht es Unternehmen stabiler. Zum Geburtstag alles Gute, also keine Shareholder Values.
In München läuft der Prozess wegen des Todes von Dominik Brunner. Vielleicht hat er als Erster zugeschlagen. Ist er trotzdem ein Held?
Er hat an der Not anderer Leute Anteil genommen, zuerst die Polizei gerufen und sich gekümmert. Bis dahin ist er ein Held. Dann hat der Kampfsportfreund das Prügeln versucht, da wird’s tragisch. Die Verdichtung auf „Held oder nicht Held“ ist, bei allem Respekt vor Brunner, Nebensache: die Besonnenheit und Zivilcourage aus dem ersten Teil der Geschichte ist unspektakulär und rettet Leben.
Robbie Williams ist wieder bei Take That. Was bedeutet das für Sie?
Ich freue mich auf die Reunion-Tournee „Hamburger royal“ des schwarz-grünen Senats („Oles Beusts & Girls“) in 2025.
Fahren Sie noch ICE, oder haben Sie zu viel Angst?
Ich hatte während dieser Tage trefflich klimatisierte Zugfahrten. Und hemmungslos ausrastende Autofahrer in Staus von überhitzten Blechkisten. Und stundenlange Verspätungen wegen Hitzegewittern im Luftverkehr. Die Lust, mit der nur immer wieder auf den Bahnverkehr eingedroschen wird, wenn alle Verkehrssysteme kollabieren, bleibt mir schleierhaft.
Und was machen die Borussen?
Können sich noch ein, zwei Ergänzungen des Kaders vorstellen. Die anderen 50.000 Dauerkarten sind weg.
FRAGEN: DAS