: „Mister WM“ ist tot
Vier Tage nachdem sich WM-Koordinator Jürgen Kießling in den Kopf schoss, ist er seinen Verletzungen erlegen
Berlins Fußball-WM-Beauftragter Jürgen Kießling (65) ist vier Tage nach seinem Suizidversuch gestorben. Das teilte gestern eine Sprecherin der Charité im Virchow-Klinikum mit. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte: „Jürgen Kießling hat sich um Berlin verdient gemacht, zuletzt durch sein großes und überaus erfolgreiches Engagement für die Fußball-Weltmeisterschaft.“ Der für den Sport zuständige Schulsenator Klaus Böger (SPD) sagte, Kießling habe nahezu 20 Jahre lang die Entwicklung Berlins zur Sportmetropole entscheidend beeinflusst.
Kießling, der Anfang der 90er-Jahre auch maßgeblich an der Olympiabewerbung um die Spiele 2000 beteiligt war, galt in Berlin als „Mr. WM“ und auch als „Vater“ der erfolgreichen Fanmeile auf der Straße des 17. Juni. Er hatte sich in der Nacht zum Montag nach dem Finale der Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Italien und Frankreich im Olympiastadion auf dem Grundstück seines Hauses in Reinickendorf eine Kugel in den Kopf geschossen und war mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden. Der 65-Jährige starb den Klinik-Angaben zufolge gestern Mittag. Er hinterlässt eine 15-jährige Tochter und einen erwachsenen Sohn.
Wowereit betonte in seiner Würdigung, er habe die Zusammenarbeit mit Kießling, den er seit Jahrzehnten kannte, „immer sehr geschätzt“. Böger führte an, als WM-Koordinator und Sprecher aller zwölf deutschen WM-Städte habe Kießling „die WM- Projekte unermüdlich und erfolgreich vorangetrieben und ihren großen Erfolg auch in Berlin ermöglicht“.
Sein Sohn Timo hatte noch am Vormittag vor dem Tod seines Vaters in einer gemeinsamen Erklärung mit Böger betont, es handele sich „um eine persönliche Entscheidung meines Vaters“. Er bat die Öffentlichkeit, dies zu respektieren, und die Medien, von „weiteren Anfragen an meine Familie und von weiteren Spekulationen abzusehen“.
Jürgen Kießling hatte nach Polizeiangaben vor seinem Suizidversuch zwei Abschiedsbriefe hinterlegt. Über deren Inhalt ist bis jetzt jedoch noch nichts bekannt. DPA