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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Durchschaubarer Kunstgriff

■ betr.: „Rot-Grün lässt das Wasser ab“, taz.bremen vom 14. 1. 14

Die Not, die ungeklärten Betreiberlasten (Uni vs. Bäder GmbH) loszuwerden, ist offenbar derart groß, dass die Politik sich des ebenso beliebten wie durchschaubaren Kunstgriffs bedient, ein unter schlichtweg falschen Grundannahmen erstelltes Sanierungsgutachten vorzustellen (...). Würde ernsthaftes Bemühen um den Erhalt des Unibads im Vordergrund stehen, hätte das bereits bewilligte 10-Mio.-Budget als zentrale Maßgabe gelten müssen. (...)

Warum kann man nicht die hohen Energiekosten in Proportion zu den enormen Kosten einer energetischen Sanierung betrachten? Würde nicht die Instandsetzung und Optimierung der vorhandenen Anlagen einen großen Effekt haben? Das von der Decke der Schwimmhalle tropfende Regenwasser bedeutet doch wohl, dass die Dachdämmung außer Funktion ist – kann man nicht das erstmal instandsetzen? Kann man nicht die zweifellos großen Wärmeverluste durch Wärmebrücken in der Glasfassade relativieren durch pfiffige, bautechnische Individuallösungen? (...)

Kann man nicht sehen, dass das Unibad seit 35 Jahren sehr gut funktioniert, und – wäre nicht die vernachlässigte Bauunterhaltung – in seiner bestechenden funktionellen und gestalterischen Qualität durch einen Neubau kaum zu überbieten wäre? (...) War nicht die Rede davon, das öffentliche Leben im abendlich „toten“ Uni-Bereich befördern zu wollen („Wohnen auf dem Campus“ etc.)? Ist die Schließung der publikumsträchtigsten Einrichtung nicht das genaue Gegenteil dessen? (...)

Sind in Zeiten wirtschaftlicher Notlage nicht besonders kreative Lösungen gefragt? Kann man nicht endlich einmal aufhören, mit „Wolkenkuckucksheim“-Projekten das Geld zum Fenster rauszuwerfen, anstatt sich mit intelligenten Lösungen dem Bestand zu widmen? Zum Schluß: Ich hätte als Bürger ganz gern gewußt, wieviel das besagte Gutachten gekostet hat und ob man es veröffentlichen kann.  BERND SCHÜTTE, Bremen