: Der Trend geht zum Honorarvertrag
Personelle Wechsel am Theater: Hans-Georg Wegner wird Chefdramaturg, der derzeitige Tanz-Chef Urs Dietrich Gast
Das Bremer Theater muss künftig mit einem um 1,3 Millionen Euro verringerten Zuschuss auskommen. Dieses Ergebnis des gerade ausgehandelten Notlagen-Tarifvertrages bestätigt der designierte Intendant Hans-Joachim Frey auf Nachfrage. Öffentlich ist die Rede meist von lediglich 300.000 Euro, weil die bereits in der vergangenen Spielzeit erfolgte Reduzierung von einer Million Euro auf 23,4 Millionen nicht berücksichtigt wird. Vor diesem Hintergrund müssen die Eigeneinnahmen des Hauses innerhalb der kommenden drei Jahre von derzeit zweieinhalb auf vier Millionen Euro gesteigert werden – unter anderem durch Ticketpreis-Erhöhungen.
Auch die MitarbeiterInnen werden über die im Notlagentarif festgelegten Gehaltseinbußen hinaus zur Einsparnis beitragen. Nach Angaben des Theaterbetriebsrates erhalten die künstlerischen Werkstatt-MitarbeiterInnen, circa 90 MaskenbildnerInnen, BühnenmalerInnen, RequisiteurInnen und ähnliche Berufsgruppen, Änderungskündigungen. Die „Gewerkschaft der deutschen Bühnenangehörigen“ hat die darin festgeschriebenen Arbeitszeitverlängerungen bereits akzeptiert. Aus demselben Grund wird der Vertrag von siebzig Prozent der Ensemble-Mitglieder nicht verlängert, obwohl Frey rund die Hälfte übernehmen will. Ein derartiger personeller Austausch ist laut „Deutschem Bühnenverein“ durchaus „nicht unüblich“.
Das gilt erst Recht für die Führungsetage. Matthias Nitsche bleibt zwar Technischer Direktor, mit Martin Wiebcke übernimmt Frey auch den bisherigen Betriebsdirektor. Alle anderen Leitungspositionen jedoch werden umbesetzt beziehungsweise gänzlich neu strukturiert. Ein „erster Hausregisseur“ soll mit zwei Produktionen pro Spielzeit in Erscheinung treten, ebenso ist der bisherige Tanztheater-Chef Urs Dietrich künftig nur noch als Gast präsent.
„Er wollte von Anfang an frei, aber regelmäßig bei uns arbeiten“, kommentiert Frey die zeitweise widersprüchlichen Erklärungen über den Verbleib Dietrichs am Bremer Theater. Das „neuartige Gesamtmodell“ der künftigen Tanz-Kooperation mit dem Oldenburger Staatstheater soll Anfang September vorgestellt werden – die Position eines Chefchoreografen kommt darin jedenfalls nicht vor.
Möglicherweise wird Bremen auch keinen Generalmusikdirektor mehr haben. In den derzeit heiß laufenden Verhandlungen mit den Philharmonikern ist die Option im Spiel, für das Orchester einen Chefdirigenten ohne Verantwortung für den Opernbereich einzustellen.
Auf Theaterseite ist künftig Hans-Georg Wegner als Chefdramaturg sowohl für Musik als auch für Schauspiel verantwortlich – ein Weggefährte Freys aus Dresden. Bis Ende September sollen die Headhunter einer sächsischen Unternehmensberatung auch Kandidaten für den Posten des kaufmännischen Direktors präsentieren. Der derzeitige Interims-Geschäftsführer Wolfgang Patzelt erwägt ebenfalls eine Bewerbung – wofür er allerdings seinen eigentlichen Job als Geschäftsführer der „EEH Automobile Logistics“ quittieren müsste. Henning Bleyl