JANINE BAHR, TIERÄRZTIN AUF FÖHR : Die Tierschützerin
■ ist Tierärztin auf Föhr und muss sich vor Gericht verantworten, weil sie eine Robbe gerettet haben soll.Foto: privat
Das Telefon klingelt, der NDR ist dran. Die Tierärztin Janine Bahr ist gefragt in den Medien. Seit sie im letzten Juli eine Robbe vom Strand gerettet hat und ein Jäger sie dafür anzeigte, steht sie im öffentlichen Interesse. Weil Bahr sich weigerte das Bußgeld zu zahlen, wird ihr Fall am kommenden Montag vor dem Amtsgericht Husum verhandelt. Der Vorwurf: Verstoß gegen die Bestimmung der Bundeswildschutzverordnung und gegen das schleswig-holsteinische Jagdgesetz.
Seehundbabies sind ein Politikum. Anfassen und sie gegebenenfalls in die Aufzuchtstation Friedrichskoog bringen, dürfen sie nur Seehundjäger, die aber auch über das Weiterleben der Robben entscheiden können. Bahr ist der Meinung, dass diese Jäger zu hart mit den Tieren umgehen. „Viele Heuler sterben oder werden von den Jägern erschossen. Das widerspricht dem Artenschutz.“
Seit 16 Jahren lebt die 43-Jährige in Wyk auf Föhr. Sie betreibt eine eigene Tierarzt-Praxis. Von Anfang an setzte sie sich für den Schutz aller Fundtiere auf der Insel ein. „Ich kann nicht mit ansehen, wie Tiere sterben. Ich bin der Typ Mensch, der den Regenwurm von der Straße rettet und ins Gras setzt.“
Bahr ist auf der Nordseeinsel bekannt, ständig kommen Menschen zu ihr und geben verölte Vögel oder ausgesetzte Kleintiere ab. Wie einen ihrer Hunde. Der wurde eines Tages auf der Fähre von Dagebüll nach Wyk ausgesetzt. Bahr hat ihm ein Zuhause gegeben. Ihr zweiter Hund stammt aus Andalusien. „Der ist nicht der Hübscheste, aber was sollte ich machen. Ich darf gar nicht mehr in die südlichen Länder fahren. Mit dem Tierschutz ist es dort nicht weit her.“
Bahr stammt aus Lüdenscheid, ihre Familie fuhr jedes Jahr nach Föhr in den Urlaub, irgendwann beschloss Bahr zu bleiben. 1998 baute sie mit Tierschützern von der Insel das „Tierhuus“ auf, eine Aufnahmestation für Wild- und Fundtiere. Einmal im Monat hilft sie in einer Robbenstation in Holland aus. „Diese Tiere sind meine Passion.“ Und in ihrer Freizeit? „Wenn es geht, mache ich einen Ausritt auf einem meiner Pferde. Die beiden habe ich vor dem Schlachter gerettet.“ DEB