: Zentralbank verschiebt Kampf gegen Deflation in Eurozone
EURO Die EZB lässt Leitzins auf Rekordtief. Sie sieht trotz nur geringer Teuerung bisher keine Gefahr
FRANKFURT/MAIN dpa/rtr | Die Inflationsrate ist zwar weiter gesunken, die Europäische Zentralbank (EZB) wartet aber mit einer erneuten Senkung des Leitzinses ab. Der EZB-Rat beschloss am Donnerstag in Frankfurt, den Leitzins im Euroraum bei 0,25 Prozent zu belassen, wie die Notenbank mitteilte. Zwar hatten die meisten Beobachter noch keine weitere Lockerung der Geldpolitik erwartet, aber nach der überraschend niedrigen Januar-Inflation sahen einige Experten den Zeitpunkt für einen Eingriff gekommen.
Denn EZB-Präsident Mario Draghi hatte angekündigt, dass sich die Zentralbank gegen einen Preisverfall stemmen werde. Doch der Italiener sieht derzeit keine Gefahr. „Die Antwort ist: Es gibt keine Deflation“, sagte Draghi nach der Zinssitzung des EZB-Rats auf entsprechende Fragen.
In der Eurozone ist die Inflationsrate zuletzt mit 0,7 Prozent weit unter die von der Notenbank angestrebte Marke von knapp 2 Prozent gesunken. Dies hatte die Angst vor einer Deflation genährt. Eine solche Abwärtsspirale aus Preisverfall und Sinken des Konsums kann eine Volkswirtschaft lähmen. Japan hat dies über viele Jahre erfahren müssen. Die Eurozone ist laut Draghi aber weit von japanischen Verhältnissen entfernt, doch rechnet auch er mit einer langen Phase niedriger Inflation. „Dies ist eine Gefahr an sich. Das bedeutet, dass die EZB das genau im Auge behalten muss.“ Das schwache Weihnachtsgeschäft sei kein ermutigendes Signal gewesen. Die Materie sei komplex, daher überstürze die Europäische Zentralbank nichts. „Wir haben heute nicht gehandelt, weil wir mehr Informationen brauchen.“
Beobachter erwarten den nächsten Zinsschnitt für März: Dann veröffentlichen die Währungshüter ihre neuesten Wachstums- und Inflationsprognosen. Bisher prognostiziert die EZB für das laufende Jahr eine Teuerung von 1,1 Prozent. Sollte sie diese nach unten korrigieren, wären die Notenbanker aus Sicht von Experten fast zum Handeln gezwungen. Commerzbank-Ökonom Michael Schubert rechnet fest damit: „Wir sind weiterhin überzeugt, dass die Kerninflation mittelfristig deutlich niedriger ausfallen wird als derzeit von der EZB unterstellt. Daher dürfte die Notenbank letztlich noch einmal die Leitzinsen senken.“