: „Eine bittere Entscheidung“
Die Medien und der Krieg (2): Bei Zeit Online können Texte zum Libanon-Konflikt nicht mehr kommentiert werden
Normalerweise bringen Zeitansagen Klarheit, manchmal jedoch gehen danach die Spekulationen erst richtig los: Am 25. Juli schrieb Gero von Randow, Chefredakteur von Zeit Online, in dem „ZEITansage“ genannten Redaktionsblog: „Zu Beginn dieser Woche mussten wir eine bittere Entscheidung treffen: Die Artikel rund um die Nahostkrise können nicht mehr kommentiert werden.“
Für eine Online-Redaktion ist das ein harter Schritt, da gerade die interaktiven Möglichkeiten des Internets ihr Kapital sind. Wie viele andere Häuser baut auch der Zeit Verlag im Kampf gegen ins Internet abwandernde Leser auf seinen Onlineableger: Im Zuge dessen wurde die Position des Zeit-online-Chefredakteurs Mitte 2005 neu geschaffen und mit Gero von Randow, einem renommierten Wissenschaftsjournalisten, prominent besetzt. Es kommt also einem Offenbarungseid gleich, wenn dieser nun schreibt: „Wir hatten es mit so vielen gegen Juden und Muslime hetzenden Beiträgen zu tun, dass wir sie nicht mehr einzeln entfernen konnten. Also haben wir zugesperrt.“
Die Ausgesperrten vermuten indes ganz andere Gründe hinter dem partiellen Abschalten der übrigens erst im vergangenen Jahr eingeführten Kommentarfunktion: Zeit-Mitherausgeber Josef Joffe, ein erklärt israelfreundlicher Rechtskonservativer. „Die Stillegung der Kommentare zum israelischen Vorgehen ist vorerst der Gipfel der Parteinahme der Zeitredaktion“, schreibt etwa User S. Schanz als Reaktion auf die „ZEITansage“.
Dem widerspricht Zeit-online-Redakteur Karsten Polke-Majewski in Vertretung seiner Chefs. „Wir haben eine sehr offene Debattenkultur innerhalb der Zeitung“, sagt er und verweist auf den Text „Was Israel nicht darf“ von Politik-Ressortleiter Martin Klingst in der aktuellen Ausgabe: „Nicht alle teilen die Meinung von Herrn Joffe.“ Die Redaktion lege lediglich Wert darauf, in der Diskussion zum Nahostkonflikt einen gewissen Anstand zu wahren, sagt Polke-Majewski: „Wir beschimpfen uns nicht, wir beleidigen uns nicht und betreiben auch keine Hetze.“
Das tatsächliche Ausmaß der Beschimpfungen lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Alle Kommentare wurden von der Seite genommen und damit wegen technischer Probleme „leider auch jene, die sich im Rahmen einer normalen Debatte bewegen“, bedauert Polke-Majewski. Denk