LESERINNENBRIEFE :
Mutige Schritte für den Frieden
■ betr.: „Kampf um den Frieden“, taz vom 5. 2. 14
In diesem Artikel wird endlich einmal die Bandbreite der Friedensbewegung aufgezeigt. Viel zu oft habe ich in jüngster Zeit in der taz Beiträge gelesen, die eine militärische Intervention befürworten oder ihr nachtrauern. Im Jahr 2003 haben bei uns noch massenhaft Menschen gegen den Einmarsch in den Irak demonstriert. Seitdem dominiert die Theorie der Intervention zur Verteidigung der Menschenrechte. Dass deutsche Waffen in Krisengebieten wie Sudan und Syrien auf beiden Seiten eingesetzt werden, ruft bei uns keinen nennenswerten Protest mehr hervor.
Warum wird insbesondere in einer alternativen Tageszeitung nicht mehr über die Erfolge der Kurden in Nordsyrien (Rojava) berichtet? Sie verteidigen sich selbst gegen die FSA, gegen al-Nusra, Isis und Isil. Starke Frauenkompanien sind daran beteiligt. Gleichzeitig haben die Kurden dort eine autonome Provinzregierung ausgerufen, mit eigenen Ministern, eigener Verfassung, Kurdisch und Arabisch als Amtssprache. Alle Religionen und Ethnien sind einbezogen. Wahlen sind im Mai geplant. Die Kurden streben eine demokratische Föderation in Syrien an. Aber sie bekommen keine politische oder militärische Unterstützung vom Ausland und sind nicht nach Genf eingeladen worden, unter anderem weil dieses System dem Westen zu basisdemokratisch ist. Eine Friedensbewegung sollte solche mutigen Schritte als Beispiel für eine langfristige friedliche Entwicklung hervorheben und fördern. JÜRGEN WESSLING, Hannover
Riskantes Leben auf dem Land
■ betr.: „Das Überleben hängt vom Wohnort ab“, taz vom 4. 2. 14
Im Jahr 1978 gehörte ich als EDV-Spezialistin einer Arbeitsgruppe zur Überarbeitung des Zentralen Krebsregisters der DDR an, in dem schon damals seit Jahren alle Krebserkrankungen im Land mit vielen Merkmalen registriert wurden. Dort hörte ich, wie die dazugehörenden Ärzte feststellten, dass es höchst riskant sei, im Bezirk Neubrandenburg an Krebs zu erkranken, weil es im ganzen Bezirk nicht einen einzigen Onkologen gab. Angesichts dessen scheint mir die Frage angemessen, wie denn die Facharztversorgung in ländlichen Räumen aussieht und wer in solchen Regionen imstande ist, die richtige Diagnose zu stellen oder auch nur für die richtigen Untersuchungen zu sorgen. ELKE SCHILLING, Berlin
Ein Highlight
■ betr.: „Die Irren der Energiewende“, taz vom 4. 2. 14
Ein Highlight unter den Artikeln zum Thema Energiewende! Da erkennt man, wie raffiniert, systematisch und skrupellos wir belogen werden. Man fragt sich, ob Politiker wie Gabriel oder unsere Frau Merkel die von Ingo Arzt hier so gut erklärten Ursachen und Zusammenhänge kennen und sich darüber hinwegsetzen oder ob sie sich von den Energieunternehmen an der Nase herumführen lassen. Es gibt gute, objektive Studien von unabhängigen Forschern, die von der Bundesregierung selbst in Auftrag gegeben wurden zum Zwecke der Politikberatung. Zum Beispiel von der DUH zum Strompreis oder jetzt vom Fraunhofer Institut. Sie werden aber nicht berücksichtigt. Politik will offenbar mit Wissenschaft nichts zu tun haben. Erst müssen die Wähler rebellieren. ANITA SCHWAIER, Angermünde
Antastbare Menschenwürde
■ betr.: „Zwei Bier für den Alkoholiker“, taz vom 31. 1. 14
Man sollte die Pläne des Essener Sozialdezernenten Renzel mal zu Ende denken. Man kann sie auch durch andere CDU-Pläne ergänzen, die genauso unvereinbar mit unserer angeblich so unantastbaren Menschenwürde sind. Was ist zum Beispiel mit der Pferdefleischlasagne? Ist das schon alles weg? Der arme Staat kann doch sicher Geld sparen, wenn wir das Zeug an die Alkis verteilen (ach, was sag ich, verkaufen), anstatt ihnen auch noch Suppe zu spendieren. Und dann würde ich vorschlagen, dass diejenigen, die „fliegen“ (weil Armutsflüchtlinge), gleich einen Sack voll Müll aus Essen in ihre Heimat mitnehmen sollen. Das haben die dann davon. Ich würde auch das Wort ALKI hinten groß auf die Westen schreiben, damit jeder in Essen sieht, wes Geistes Kind die Plätze dort von Unrat leerfegt. Offenbar kann man sich hier in Deutschland so ziemlich alles leisten. Man sollte nur nicht krank und arm werden. OLE SCHWARDT, Lübeck
Fragwürdige Entscheidungen
■ betr.: „Schweizer wollen unter sich bleiben“, taz vom 10. 2. 14
Selbstverständlich ist das Ergebnis, wie Sie im Kommentar Ihrer Montagsausgabe („Ende der Freizügigkeit“ von Andreas Zumach, d. Red.) zutreffend schreiben, ein schlechtes Signal für die Schweiz und Europa. Jedoch ist dieses Signal gleichwohl das Ergebnis einer lupenreinen Schweizer Demokratie, in der man das Volk von Zeit zu Zeit in Volksabstimmungen auch schon mal fragwürdige Entscheidungen mit einer gewissen Tragweite treffen lässt. Hierzulande darf das Volk ausschließlich bei Wahlen fragwürdige Entscheidungen treffen. Alle weiteren fragwürdigen Entscheidungen treffen später dann einzig die gewählten Volksvertreter, die sich nur im Zweifel für den Menschen entscheiden … Wenn heute also in den Mitgliedstaaten der EU auf politischer Ebene ein Aufschrei nach dem anderen ausgestoßen wird, dann vermutlich nur deshalb, weil man im Lauf der letzten Jahrzehnte vergessen hat, was das griechische Wort „Demokratie“ bedeutet: die Herrschaft des Volkes!
HEIKO MITTELSTAEDT, Hemsbach