: Steelies mit reichlich Dusel
ZWEITE LIGA Dem 1. FC Union Berlin gelingt beim Auswärtsauftakt in Aachen ein spätes 2:2. Hinten robust, spielten die Eisernen nach vorne eher rostig
Union hat mit Alemannia Aachen eine erfolgreiche Geschichte: Fünf von acht Zweitliga-Begegnungen wurden gewonnen. Und es gibt extreme historische Ereignisse: Im Vorjahr führten sie eine indisponierte Aachener Heimelf vor, machten Torwart Thorsten Stuckmann lächerlich und gewannen 4:1. Anders 2002: Da erlaubten die Berliner beim 0:3 den Aachenern einen Rekord: Union hatte zur Halbzeit Anstoß, zack war er verdaddelt, und nach handgestoppten 7,7 Sekunden lag der Ball im eigenen Netz.
Gestern zum Saisonauftakt hielt die gute Serie. Schmankerl wie oben gab es nicht, und so deppert wie 2002 stellten sich die Berliner nicht an. Aber es war dramatisch. Angetreten war Union nach dem peinlich-matten Pokalaus gegen Viertligist Halle mit einer Wiedergutmachungself, nur Karim Benyamina spielte rechts vorn für Chinedu Ede. Lange hielten sie ein 1:1. Dann das Eigentor von Stopper Daniel Göhlert in der 81. Minute, es sah nach verdienter Niederlage aus. Aachen war quirliger, feldüberlegen, mit einem guten Dutzend bester Chancen und 14:1 Ecken. Dann glich der eingewechselte Ede nach 84 Minuten aus.
Zur Pause hatte es 1:1 vor 20.021 ZuschauerInnen gestanden. Trainer Uwe Neuhaus pustete die Backen auf – eine Menge Glück war dabei. 10:0 Ecken für die Aachener, eine Flanke nach der anderen segelte vogelwild durch Berlins Torraum, immer wieder zielten die jungen, wilden Alemannen schlecht oder Jan Glinker hechtete rettend dazwischen. Union: leidenschaftlich, defensiv, zweikampfintensiv, kopfballdominant im Mittelfeld und oft auch vorn, aber offensiv sehr limitiert. Gern versuchten die Eisernen, mit langen Bällen auf Joan Jairo Mosquera Raum zu gewinnen. Die Eisernen klassisch englisch mit Langholz, als the steelies aus Köpenick. Aber Mosquera traf auf einen Gegenspieler mit perfektem Vorstoppernamen: Feisthammel.
Union war sehr überraschend in Führung gegangen, als Benyamina ein langer Ball abgefälscht vor die Füße fiel. Er machte einen erschrockenen Eindruck ob des Glücks, war aber cool genug, zum 0:1 einzuschieben (33. Minute). Der Ausgleich folgte schnell (37.), als Aachens Marco Höger mit krachendem Volley eine der vielen Aachener Chancen nutzte.
Fazit: Mit „kfzteile24“ auf der Brust zu werben, ist eine gute Idee für einen Club, der sich als „Die Eisernen“ lieben lässt. Indes liegt bei Autoteilen auch Werkstatt nahe – oder Rostbefall. Und das Spiel war nur hinten robust, nach vorne durchaus rostig im Aufbau, schlapp im Kombinationsspiel. Ein glücklicher Punkt dank Glinker und viel Unvermögen der quirligen Jung-Aachener im Abschluss. Kein Jubel, müdes Abklatschen auf der Bank. Ist so mehr als Platz 12 wie im Vorjahr möglich? BERND MÜLLENDER