EIKEN BRUHN ÜBER DIE HAFTPFLICHTVERSICHERUNG FÜR HEBAMMEN
: Risiko Geburt

Klinik oder Geburtshaus? Das ist nur scheinbar die Frage in dem sich über die letzten vier Jahre zuspitzenden Konflikt um das Fehlen finanzieller Unterstützung der freiberuflichen Hebammen durch die Bundesregierung. Denn wenn jetzt mit Hermann Gröhe wieder ein Gesundheitsminister nur davon redet, wie wichtig ihm die flächendeckende Versorgung durch Hebammen ist – dann geht es eben nicht nur darum, dass er den ein bis zwei Prozent aller Eltern, die ihr Kind lieber nicht in einer Klinik-Atmosphäre begrüßen wollen, die Wahlfreiheit nimmt.

Das Problem ist kein Randgruppenthema für überspannte Akademikerinnen. Tatsächlich sind alle davon betroffen, die ab Sommer 2015 ein Kind bekommen werden. Nur noch bis dahin gibt es einen Versicherer, der die Haftpflicht von freiberuflichen Hebammen übernimmt – zu so hohen Beiträgen, dass immer mehr Hebammen ihren Beruf aufgeben. Das heißt nicht nur, dass sie keine Geburten mehr begleiten, sondern auch keine Vorsorge und Wochenbettbetreuung mehr anbieten können. Denn damit können sie oft nur ein Zubrot verdienen. In ländlichen Regionen finden viele Eltern deshalb schon jetzt keine Hebamme mehr.

Ab nächstem Sommer wird es noch enger: Denn die auslaufende Gruppenhaftpflichtversicherung hat auch diese Hebammen mit versichert. Sie alle müssten dann unversichert weiterarbeiten und schlicht hoffen, dass nichts passiert. Betroffen sind auch Hebammen, die an Kliniken arbeiten. Die einen freiberuflich in Belegabteilungen: In manchen Regionen sind diese in der Mehrheit. Die anderen sind über Kliniken versichert, oft aber zu Konditionen, die ein Restrisiko lassen, für das sie privat haften müssen.

Es geht also nicht bloß ums Geld. Es mangelt an Respekt vor dem Eintritt ins Leben und vor denjenigen, die dabei helfen.