: Reflektierte Lehrer
In kaum einem Beruf wäre Supervision so sinnvoll, doch bisher nutzen vor allem Berufsanfänger das Angebot
Burn-Out-Syndrom, Frühpensionierungen, Stresskrankheiten wie Hörsturz und Tinnitus – der Lehrerberuf gehört zu den psychisch fordernsten überhaupt. Supervision könnte vorbeugen, sagt Monika Karpa, ausgebildete Lehrerin und Supervisorin beim Landesinstitut für Schule (LIS).
Doch nehmen nur Einzelne das Angebot des LIS von kostenloser Einzel- oder Gruppenberatung wahr. „Viele Lehrer kennen das einfach nicht oder es klingt für sie nach ‚der hat es aber nötig‘“, sagt Karpa. Der Grund für die Skepsis: Supervision hat in der Schule keine Tradition. Während sie für Psychologinnen und Sozialpädagogen verpflichtend sei, hätten viele Lehrer eine Einzelkämpfer-Mentalität, nach dem Motto „was hinter der Klassentür ist geheim“, so Karpa.
Allerdings würde sich dieses Bild gerade stark ändern, erzählt die Supervisorin, die vor allem mit BerufanfängerInnen arbeitet. „Für die jungen Lehrer ist das normal, ihren Berufsalltag zu reflektieren und sich auch der Kritik von Kollegen zu stellen.“ Und: Gerade für die Neuanfänger sei der Austausch besonders wichtig, weil sich das Anforderungsprofil für den Lehrerberuf derzeit wandle: „Bis mittags unterrichten und danach nach Hause – diese Zeiten sind vorbei.“ Ein immer wieder kehrendes Thema in den Gruppensitzungen sei deshalb die Frage danach, was außer dem reinen Unterrichten zu den eigenen Aufgaben gehört, erzählt Karpa. Weitere „Dauerbrenner“: Der Umgang mit schwierigen Schülern, Konflikte mit der Schulleitung. Zwingen können man allerdings niemand, sich mit seinem Beruf auseinanderzusetzen, sagt Karpa. „Supervision funktioniert nur auf freiwilliger Basis.“ eib
Infos: www.lis.bremen.de