: Gaskonkurrenz verzögert sich
Die Bremer Gas-Genossenschaft will erst ab dem 1. April 2007 in Konkurrenz zur swb Gas anbieten. Die Verbraucherzentrale empfiehlt weiter Widerspruch gegen die swb-Preiserhöhungen einzulegen
von Klaus Wolschner
Die „Bremer Energiehaus-Genossenschaft“, die als Konkurrent zur swb Gas anbieten will, hat den Starttermin dafür auf den 1. April 2007 verschoben. Das teilte Vorstandsmitglied Jürgen Franke gestern mit. Hintergrund ist unter anderem, dass sich die von der Bundesnetzagentur erwartete Senkung der Netz-Gebühren verschiebt. Derzeit müsste man wegen der hohen Netzentgelte deutlich mehr Geld für das Gas verlangen als die swb, begründete Franke: „Wir bieten erst dann Gas an, wenn wir billiger sind.“
Die Bundesnetzagentur wird heute die Netzentgelte der ersten beiden von 210 Netzbetreibern öffentlich machen. Franke rechnet dennoch mit weiter steigenden Gaspreisen – und folglich weiterem Zulauf zur Genossenschaft. Derzeit zählt sie gut 400 Mitglieder, im April 2007 will sie mit 1.000 antreten.
Um die zehn Prozent werde die Preiserhöhung der swb zum 1.10. liegen, prognostiziert Wolfram Kaiser. Der ehemalige Stadtwerke-Mitarbeiter sitzt heute als Experte im Vorstand der Energiehaus-Genossenschaft. Diese Zahl hätte eine E.on-Tochter in Helmstedt offiziell genannt, berichtete er. Die Bremer swb beziehe ihr Gas von demselben Vorlieferanten. Dort hüllte man sich gestern offiziell noch in Schweigen. Genaueres zur Preisentwicklung könne man noch nicht sagen, aber: „Es sieht so aus“, dass sie erhöht würden, sagt Sprecherin Petra Gaebe.
Die Verbraucherzentrale hat derweil gestern auf einen heiklen Punkt in der Kundenpolitik der swb hingewiesen. 140.000 Kunden hat der Versorger neue Verträge zugesandt, die Begründung für diesen großen Aufwand, den die swb in ihrem Anschreiben liefert, bleibt nebulös. Was an den neuen Verträgen denn anders sein solle, als in den alten, bleibe unklar, so die Verbraucherzentrale. Insbesondere die Preisanpassungsklausel, die vom Bremer Landgericht für rechtswidrig weil undurchsichtig erklärt wurde, ist in den neuen Verträgen auch nicht klarer gefasst. Die Verbraucherzentrale will der swb in der kommenden Woche daher eine „Abmahnung“ zusenden und die Verwendung der neuen Vertragsklausel untersagen, erklärte ihr Anwalt Lovis Wambach. Wenn die swb nicht auf die Abmahnung reagiere, werde man wieder vor Gericht ziehen.
Für die Kunden, so die Verbraucherzentrale, habe der neue Vertrag einen entscheidenden Haken: Wer bis zum 30.9. nicht Widerspruch gegen die Gaspreiserhöhung vom 1.1.2006 einlegt habe, könne das ab dem 1.10. nicht mehr tun – weil er dann einen neuen Vertrag mit der swb habe. Die alte Preiserhöhung würde dann in den Basis-Preis eingehen, Widerspruch sei nur noch gegen weitere Erhöhungen möglich, warnt Anwalt Wambach. Nur dieser Schachzug, für Nicht-Juristen kaum erkennbar, könne erklären, warum die swb nun 140.000 Briefe verschicke.
Swb-Sprecherin Gaebe bestätigte unterdessen, dass es zwei Sorten von Briefen gebe: Wer nicht Widerspruch eingelegt hat, wird automatisch auf den neuen Vertrag umgestellt, wenn er nicht reagiert. Die Gas-Kunden dagegen, die Widerspruch gegen eine frühere Preiserhöhung eingelegt haben, haben einen anderen Brief bekommen. Sie müssen den neuen Vertrag unterschreiben und damit die Vertragsgrundlagen anerkennen – andernfalls bekommen sie ab dem 1.10. ihr Gas zum „Kleinstverbraucher-Tarif“ berechnet – der für Gasheizungs-Kunden deutlich teurer ist. „So geht die swb mit Kunden um, die kritische Fragen zu der Preisstruktur haben“, kommentierte Kaiser.