: ai kritisiert Hisbollah
Menschenrechtsorganisation wirft Islamisten Kriegsverbrechen während des Libanonkrieges vor
BERLIN ips ■ Während des Libanonkriegs hat die Hisbollah-Miliz Zivilpersonen und zivile Objekte in Israel vorsätzlich unter Beschuss genommen oder nicht zwischen militärischen und zivilen Zielen unterschieden. Diesen Vorwurf erhebt amnesty international (ai) und fordert eine unabhängige und unparteiische Untersuchung der Völkerrechtsverstöße beider Konfliktparteien durch die UNO.
„Das Ausmaß der Raketenangriffe auf israelische Städte und Dörfer, der nicht zielgerichtete Charakter der verwendeten Geschosse sowie Aussagen der Hisbollah-Führung bestätigen die Absicht der Hisbollah, die Zivilbevölkerung zu treffen, und damit die Verletzung des humanitären Völkerrechts“, sagte die amnesty-Nahostexpertin Gudrun Sidrassi-Harth gestern anlässlich der Präsentation einer neuen Studie der Menschenrechtsorganisation in Berlin.
Zwar hat die Hisbollah gegenüber amnesty-Mitarbeitern dementiert, die Zivilbevölkerung bewusst attackiert zu haben. Doch der zwölfseitige Bericht mit dem Titel „Israel-Libanon: Zivilisten unter Beschuss – Angriffe der Hisbollah auf den Norden Israels“ beruft sich auf Äußerungen von Hisbollah-Führern, die das Gegenteil belegen. So hatte Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah am 14. Juli in einer Rundfunkmitteilung erklärt: „Ihr wollt einen offenen Krieg, also machen wir einen offenen Krieg. (…) Dafür werden nicht nur wir einen Preis bezahlen. Nicht nur unsere Häuser werden zerstört. Nicht nur unsere Kinder werden getötet. Nicht nur unsere Leute werden vertrieben.“
Während einer Ansprache zwei Tage später, als den Auseinandersetzungen bereits mehr als 100 libanesische und 12 israelische Zivilpersonen zum Opfer gefallen waren, erklärte sich Nasrallah bereit, das Leben von Zivilisten zu schonen, „solange sie uns nicht (zu Aktionen) zwingen“. Auch wenn es zu Übergriffen gekommen sei, so hätten sie sich auf die „großen Siedlungen und Städte“ konzentriert.
Laut dem Bericht hat die Hisbollah während der über vierwöchigen Kampfhandlungen täglich mindestens 100 Raketen auf Nordisrael abgeschossen. In den meisten Fällen kamen Katjuscha-Geschosse zum Einsatz, die sehr zielungenau sind und zum Teil mit Metallkugeln bestückt wurden, die eine tödliche Streuwirkung entfalten.