: Asiens Schatten auf Sambias Wahlkampf
Sambia wählt heute einen neuen Präsidenten. Hauptthema im Wahlkampf ist der Aufschwung des Kupferbergbaus unter asiatischer Führung: Oppositionschef Sata will China hinauswerfen, Präsident Mwanawasa verweist auf den Wirtschaftsboom
VON DOMINIC JOHNSON
Wenn Michael Sata vom Leder zieht, fühlen sich manche an den berüchtigten ugandischen Diktator Idi Amin erinnert. Sata, wichtigster Oppositionsführer in Sambia, will Chinesen, Libanesen und Inder hinauswerfen und die Reichtümer des Landes den Landsleuten reservieren. Der 68-jährige Präsident der „Patriotischen Front“ (PF), der im Volksmund „King Cobra“ heißt, ist auf jeden Fall charismatischer als Sambias Präsident Levy Mwanawasa, dessen Spitzname „Kohl“ lautet. Mwanawasa wiederum macht aus Sata gerne „Satan“.
Schamloser Populismus prägt vor den Wahlen die Politik in Sambia. Zwischen Simbabwe und Kongo im südlichen Afrika gelegen, ist das Land stark vom industriellen Bergbau geprägt. Einst war Sambia einer der größten Kupferproduzenten der Welt; heute ist der „Copper Belt“ an der Grenze zu Kongos Südprovinz Katanga ein Armutsgürtel. Aber dank der Vervielfachung der Kupferpreise auf den Weltmärkten aufgrund der starken chinesischen Nachfrage in den letzten Jahre erlebt Sambia seit einigen Jahren einen Wirtschaftsboom, der vor allem von Investoren aus Asien getragen wird. Die Folgen davon sind nun das Hauptthema im Wahlkampf.
Südafrikas Bergbaumulti Anglo-American dürfte sich heute noch ärgern über seinen Beschluss Anfang 2002, aus Sambias frisch privatisierter Kupferindustrie wieder auszusteigen, mangels Rentabilität und auch aus politischen Gründen. Denn kurz zuvor, im Dezember 2001, hatte einer der ehemaligen Angestellten des Konzerns die Präsidentschaftswahlen knapp gegen den heutigen Staatschef Mwanawasa verloren. Es war auch ungefähr der Zeitpunkt, als die weltweite Rohstoffhausse begann und Sambia jedes Jahr interessanter für die Minenkonzerne wurde.
1,4 Milliarden Dollar haben ausländische Investoren seit 2002 nach Sambia gebracht. Die größte sambische Kupfermine „Konkola Deep“, von Anglo-American aufgegeben, gehört heute der indischen Firma Vedanta, die 600 Millionen Dollar in die jahrzehntealte Mine stecken will. Die internationale Handelsfirma Glencore hat das zweitgrößte Minenprojekt Mopani erworben, danach folgen Firmen aus Kanada, Australien und China.
Damit hofft Sambia, bald wieder an die Glanzzeiten der 70er-Jahre anzuknüpfen, als das Land jährlich 750.000 Tonnen Kupfer aus dem Boden holte. Heute liegt es in der Weltrangliste nur noch an elfter Stelle, aber die Kupferförderung ist immerhin von 331.000 Tonnen im Jahr 2002 auf 402.000 Tonnen im letzten Jahr gestiegen, und die meisten neuen Großinvestitionen werden erst noch produktiv.
Doch die Opposition beklagt, dass die Milliardeninvestitionen nur 10.000 Arbeitsplätze in Sambia gebracht haben und dass gerade chinesische Firmen vor allem Zeitverträge mit Hungerlöhnen anbieten. Im April 2005 starben 49 Bergleute, als eine chinesische Sprengstofffabrik in der Kupfermine Chambishi in die Luft flog. Das nährte antichinesische Gefühle. Wenig später starteten die Gewerkschaften einen landesweiten Minenstreik für eine 100-prozentige Lohnerhöhung. Die Regierung ließ Gewerkschafter verhaften, Oppositionsführer Sata kam wegen „Umsturzversuchs“ vor den Staatsanwalt.
Nun geriert sich Sata als Arbeiterführer und verlangt, ausländische Beteiligungen an Joint Ventures sollten auf 51 Prozent beschränkt werden. 25 Prozent sollen für die Arbeiterschaft reserviert werden und 24 Prozent für die einheimische Börse. Er will auch Taiwan diplomatisch anerkennen und protestiert dagegen, dass die Computer der Wahlkommission aus China kommen – das ist, meint er, eine Gewähr für Wahlbetrug.
In den Umfragen liegt mal Sata vorn, mal Mwanawasa. Sollte Sata gewinnen, droht China mit dem Rückzug aus Sambia. In Sambia reicht die einfache Mehrheit zum Wahlsieg. Auf diese Weise wurde Mwanawasa 2001 Präsident, obwohl er nur 29 Prozent der Stimmen bekommen hatte.