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Archiv-Artikel

EIGEN + ART LAB Wortmalerei im World Wide Web: Der virtuelle Raum als Bildraum

Von NYM

Es gibt Gemälde, die den Wunsch auslösen, in ihnen zu wohnen. Umherzuwandern zwischen den Farbschichten, die Tiefe zu ergründen, die über die Leinwand hinauswächst. Despina Stokou zeigt solche Bilder in ihrer Ausstellung „The royal we“. Die über zwei Meter hohen Werke zeichnen sich durch Farbwahl, Medienvielfalt und Wortwitz aus und fordern räumliche Grenzen heraus. Ein Großteil der Arbeiten hängt nämlich nicht an der Wand, sondern ragt in den Raum hinein. Gleichzeitig erzeugen die Werke durch die Schichtung verschiedener Farbfelder, Formen und Textauszüge aus dem Internet eine illusionistische Dreidimensionalität. Hierzu benutzt Stokou verschiedene Medien von Öl und Sprühfarbe bis hin zu Filzstift und Pastellkreide. Dazu gibt es Zeitungsausschnitte und Buchstaben aus Papier, die so fein in die Oberfläche eingearbeitet sind, dass sie mit den Farbschichten verschmelzen. So provozieren die Bilder eine Spurensuche nach den verschiedenen Materialien und laden dazu ein, die verwendeten Textelemente und Buchstaben zu entziffern. Dass die verwendete Schrift teilweise unlesbar ist, lässt die Bilder so voll und unübersichtlich erscheinen wie das Internet selbst. Aus dieser Dichte ragen verschiedene Themen hervor, z. B. die Selbstinzenierung durch Luxusyachten, deren Rankings in Wort- und Bildfetzen auftauchen. Dann verfolgt Stokou ihre eigenen Online-Spuren. Doch sie malt/schreibt nicht das Google-Ergebnis ihrer Selbst-Suche, sondern nur den erzeugten html-Code. Es lohnt sich, an diesen cleveren Schichten zu kratzen. NYM

■ Bis 10. 5., Di–Sa 11–18 Uhr, Auguststr. 26