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Archiv-Artikel

Das Thema der Woche

Reich oder sexy

Verblichene Reminiszenz

■ betr.: „Reich oder sexy“, taz.nord / taz.berlin vom 12. / 13. 4. 14

Euer Städtevergleich Berlin-Hamburg liest sich wie eine verblichene Reminiszenz an die 1980er-Jahre, als für die BRD die Welt noch in Ordnung war. Kein Wort darüber, dass die Einzigartigkeit Berlins gerade darin besteht, beide deutsche Staaten in sich vereint zu haben – mit all den Folgen, die davon bis heute zu spüren sind, wie etwa die im Vergleich zu Hamburg größere Armut. Nur in dem wie ich finde sehr gelungenen Vergleich zwischen Elbe und Spree kommt der Osten zur Sprache – bezeichnenderweise am Beispiel Tschechiens. Aus Sicht westdeutscher Künstler mag Hamburg in den 1990ern politischer als Berlin gewirkt haben. Ostdeutsche BürgerrechtlerInnen, die im Vakuum der untergehenden DDR bis zuletzt an einem Alternativmodell werkelten, dürfte diese Behauptung wohl eher die Köpfe schütteln lassen.  SEBASTIAN PAMPUCH, Hamburg

Frontex keine Lösung

■ betr.: „Wo Menschen Zuflucht suchen“, taz.nord / taz.berlin vom 12. / 13. 4. 14

Wann kommt der Tag, an dem europaweit begriffen wird, dass das Problem Flucht nicht durch Frontex, sondern nur durch eine korrigierte Weltwirtschaftsordnung gelöst werden kann?  AUJAU, taz.de

Großer Verdienst

■ betr.: „Eine Frage der linken Allianzen“, taz.nord / taz.berlin vom 12. / 13. 4. 14

„Während sich in Hamburg Bündnisse eher ‚nach oben‘ orientieren und versuchen, das liberale Bürgertum einzubinden und die bürgerliche Presse zu erreichen, sind in Berlin Akteure ‚von unten‘ wichtig geworden. Mit Kotti & Co. haben sich diejenigen organisiert, die am meisten von Gentrifizierung betroffen sind.“

Das Besondere an den Kotti-Mietern ist doch, dass sie so viele gesellschaftliche Gruppen haben ansprechen können. Vor allem aber dass sie es schaffen, den Sozialen Wohnungsbau auf die Tagesordnung zu setzen, ist ein großer Verdienst.  MAXXI, taz.de

Verzerrte Wahrnehmung

■ betr.: „Eine Frage der linken Allianzen“, taz.nord / taz.berlin vom 12. / 13. 4. 14

Diese Wahrnehmung ist doch sehr verzerrt. Eine gezielte Strategie linker Gruppen in Hamburg, „das liberale Bürgertum einzubinden“ gibt es nicht. Vielmehr bilden sich Stadtteilinitiativen gegen die zunehmende Gentrifizierung auch in nicht ausschließlich prekären Stadtbereichen. Dabei spielen ganz unterschiedliche Motive eine Rolle. Nicht immer geht es dabei um bezahlbare Mieten und Wohnraum, aber eigentlich immer um den Erhalt gewachsener Strukturen. Auch das Bürgertum hat längst gemerkt, dass die Mc-isierung den Wohnwert in der Stadt zerstört. „Nach oben“ orientiert sich in Hamburg nur die SPD und die steht hier nicht im Verdacht „links“ zu sein. Mit „Oben“ sind dabei Spekulanten, Bankenabzocker, Miethaie, Baumafia, Lohndrücker und die Polizeiführung gemeint. Nachdem unter den CDU-Regierungen abgesehen von den Luxusobjekten in der Elbphilharmonie so gut wie keine Wohnungen gebaut wurden hat nun „die SPD-Regierung hat den Wohnungsbau zum Senatsziel erklärt“. Toll! Mit irgendwas Praktischem muss die SPD-besetzte Verwaltung schließlich auch mal beschäftigt werden.  RAINER B., taz.de

Cultural chauvinism

■ betr: „Retten, was zu retten ist“, taz.nord / taz.berlin vom 12. / 13. 4. 14

Quite revealing the role that „the other“ plays in the interviewee’s account. Foreigners as refugees are rallied to and supported with pride. Foreigners as competition in one’s own cultural field? Well, a definite wariness seems to kick in, then „Dieses ganze Endzeitding mit Nick Cave, und dann auch noch alles auf English … Da herrschte so ein 80er-Jahre-Gefühl, und ich wollte dringend ins Hier und Jetzt.“

The solution to this Verfremdung is apparently the embrace of Heimat and the German language. In the former case, Hamburg as a place where „jedenfalls waren dann ziemlich viele Leute Leute aus meiner Heimatgegend“. In the latter, the emergence of a „Hamburger Schule“ of indie pop-music that made a point of its German language lyrics (a member of the group Tocotronic put it this way to me in 1995: „the best German groups sing in German“).

Yet it could be argued that exactly what made Hamburg interesting in the 90s were all the émigrés contributing to its subcultures and avant-gardes. The US labels Crypt and Amphetamine Reptile had locations on the Seilerstr, making Hamburg the arrival point for many touring bands. On the other end of the spectrum, György Ligeti and Sofia Gubaidulina were active composing and teaching in the city, and Marina Abramovic was teaching performance. From the interview, however, you’d never suspect such cultural internationalism in Hamburg at the time.

And in the present? La Hengst is rueful that „so viele Leute von außen nach Berlin ziehen und denen dann erst mal nicht so wichtig ist, was mit dem Viertel passiert, in dem sie gerade wohnen“.

This interview is a fine example of the many contradictions that play out when a self-proclaimed ethics of anti-racism is fused with tacit cultural chauvinism.  MICHEL CHEVALIER, taz.de

Blöder Drübersteher-Spruch

■ betr.: „Die Hertha, Menetekel für den HSV“, taz.nord / taz.berlin vom 12. / 13. 4. 14

Blöder Drübersteher-Spruch! Den FC St. Pauli als „perfekt vermarktete Folklore“ bezeichnen kann nur jemand, der noch nie am Millerntor auf der Gegengeraden gestanden hat, vorher bei der AFM und den Fanräumen vorbei geschaut hat und hinterher noch mit auf ein Bier ins Jolly Roger geht. Sorry, wer so etwas schreibt, weiß nicht, wovon er redet.  HILFSBUCHHALTER, taz.de

Der große Hamburg-Berlin-Vergleich in der Ausgabe vom vergangenen Wochenende hat einige bissige Leserkommentare provoziert.