Danke, Peter. Danke, Kay

ORTSTERMIN Google feiert den Start ihres Dienstes Street View in den ersten 20 Städten Deutschlands und präsentiert der Presse eine ausgereifte Bühnen-Choreografie

„Was als Privatsphäre betrachtet wird, ist kulturell bedingt“

GOOGLE-DATENSCHUTZBEAUFTRAGTER PETER FLEISCHER

VON ILKA KREUTZTRÄGER

Mit dem Cruise Center, das wie ein Haufen aufeinandergestapelter Container aussieht, hat Google einen passenden Ort für die Präsentation seines Straßenbilderdienstes gefunden. Groß genug, um Teile der Street-View-Ansicht der Gemeinde Oberstaufen auszudrucken und als Kulisse aufzubauen. Und mit der grau vorbeifließenden Elbe trostlos genug für einen Hauch Fernweh. Gegen Letzteres soll nun die virtuelle Reise in zwanzig deutsche Großstädte helfen. Google-Sprecher Kay Overbeck, der die auf Bierbänken sitzenden Pressevertreter begrüßt und an diesem Vormittag vieles „sehr, sehr eindrucksvoll“ nennen wird, findet, der Ort passe thematisch toll zum Slogan von Street View: „Das Leben ist eine Reise“.

Gereist ist auch Googles Mann für Nord- und Zentraleuropa, Philipp Schindler, der als Erster auf die Bühne darf. Er ist extra aus New York gekommen, um den Anwesenden mit tiefer Stimme zu empfehlen: „Sehen Sie sich mit unserem Produkt Ihren Lieblingsstadtteil an! Erkunden Sie mit dem Produkt die Gegend, in der Sie aufgewachsen sind!“ Zwischendurch lässt er noch hier und da das Wort Datenschutz fallen. Und geht von der Bühne ab.

„Danke Philipp!“, übernimmt da wieder der Kay, ganz US-amerikanisch jovial, und holt als nächstes Wieland Holfelder, den Leiter des Entwicklungszentrums in München auf die Bühne. „Karten sind eines der ältesten Kommunikationsmittel der Menschheit“, sagt Wieland und lässt das Wort „Menschheit“ gerade so lang im Raum nachhallen, bis man sich in einer Andacht im Hamburger Michel wähnt. Sein virtueller Stadtrundgang durch München zieht sich ähnlich zäh in Länge.

Randlose Brille, braunes Sakko, Auftritt des Datenschutzbeauftragten Peter Fleischer. „2,89 Prozent haben die Unkenntlichmachung ihrer Häuser beantragt“, referiert der Peter. Sagt, dass die Verhandlungen mit den Datenschützern in Frankreich eine Woche dauerten, in Deutschland zwei Jahre: „Was als Privatsphäre betrachtet wird, ist kulturell bedingt. Aber wir versuchen, Sensibilität an den Tag zu legen.“

„Danke, Peter“, sagt Kay und holt Walter Grath zu sich, seit 25 Jahren Oberbürgermeister in Oberstaufen und offenbar ein echter Marketingprofi. Hat er es doch geschafft, Oberstaufen als erste deutsche Gemeinde bei Street View zu präsentieren. Und weil es so schön war und die meisten der Anwesenden nicht dort sein konnten, damals vor zwei Wochen, als Oberstaufen virtuell wurde, gibt es einen kurzen Film: Alphörner, Lederhosen, Sektgläser, riesige Torte mit Street-View-Verzierung. „Hätten Sie gedacht, dass Sie so etwas damit lostreten?“, fragt Kay. „Niemals“, sagt Walter. „Wir bekommen Post von Stammgästen, die sagen: Die in Oberstaufen treten auf, die trauen sich was, wunderbar.“ Und geht ab. Nachdem auch er einmal Datenschutz gesagt hat.

„Marc, komm zu mir“, begrüßt Kay Marc Stilke von Immobilien Scout 24, einen der Partner von Google Street View. Und Marc hat auch einen Film mitgebracht: „Familie Jansen sucht eine Wohnung in Hamburg“ – und findet überraschenderweise eine. Und das, ohne aus dem Haus gehen zu müssen, weil jetzt ja alles virtuell zu betrachten ist. Marc sagt in mindestens zehn Zusammenhängen das Wort „Gefühl“. Und beendet seinen Auftritt mit dem Satz: „Jetzt kommen wir endlich weg von der rein funktionalen hin zur emotionalen Wohnungssuche.“

Nach fast 90 Minuten wird es langsam kalt im Cruise Center, es zieht. „Sehr, sehr eindrucksvoll, Marc!“, sagt Kay und am Ende dürfen noch mal alle Mitwirkenden auf die Bühne. Nur die gemeinsame Verbeugung aller Mitwirkenden fehlte.