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Archiv-Artikel

Die kleine Wortkunde

Von GOR
Die Fünftagevorschau | kolumne@taz.de

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Der Maulwurf ist eigentlich ein possierliches schwarzes Tierchen, das sich im Untergrund bewegt und stets unauffällig bleibt, nur Erdhaufen zeugen davon, dass es ihn gibt. Diese Unauffälligkeit hat den Begriff in der Geheimdienstsprache eine gewisse Karriere machen lassen. Dort gilt jemand, der sich in eine Fremdorganisation einschleust, um Informationen zu sammeln, als Maulwurf.

Durch die Enthüllungen von Wikileaks gibt es nun eine Diskussion über einen Maulwurf in der FDP, der Mitschriften der Koalitionsverhandlungen zur amerikanischen Botschaft geschleppt hat. Maulwurf ist dafür eigentlich das falsche Wort. Denn es unterstellt, dass die amerikanische Botschaft jemanden in die FDP eingeschleust hat.

Tatsächlich ist die Quelle aber immer schon FDPler gewesen, der sich vielleicht aus Geltungssucht der Botschaft angedient hat. In der FDP wurde lange spekuliert, wer der „junge, aufstrebende Parteigänger“ sein könnte. Der Kreis umfasste rund 40 Personen, die bei den Koalitionsverhandlungen dabei waren. Dann waren es 10, später noch weniger. Nun hat die FAZ aufgedeckt: Die Quelle ist Guido Westerwelles Büroleiter Helmut Metzner. Die Geschwindigkeit, mit der Metzner noch gestern Abend entlassen wurde, zeigt, wie groß das Problem der FDP nun ist. In der Geheimdienstsprache wird übrigens ein Maulwurf, der spät aktiv wird, „Schläfer“ genannt. Das erinnert an Terroristen. Terroristen in der FDP? Unvorstellbar. GOR