: Gangster und Steuersünder
Manche wollen immer mit Schlittschuhen den Berg hochfahren“, so erklärte Wesley Snipes seinem Publikum die Welt. Einer der besten Bösewichte Hollywoods sitzt seit Donnerstag im Gefängnis. Am Schluss wirkte Snipes selbst ein wenig wie die mit den Schlittschuhen. Seit 2008 hatte er versucht, gegen eine Verurteilung zu drei Jahren Gefängnis wegen Steuerhinterziehung vorzugehen. Vor einer Woche wies dann ein Richter aus Florida seine Anträge endgültig ab.
Bis zum Schluss hatte Snipes darauf beharrt, er sei schlecht beraten worden, als er von 1999 bis 2004 keine Steuererklärungen abgab. In diese Zeit fielen Filme wie „The Art of War“ und „Blade 2“, die Snipes weltweit bekannt machten. Geschätzt betrugen die nicht gezahlten Steuern umgerechnet 14,6 Millionen Euro. Zu Prozessbeginn hatte Snipes betont, er sei ein „Wahrheit suchender“ Künstler, der nicht geschult sei in Recht und Finanzen.
Wesley Snipes wuchs in der Bronx in New York auf. Als Schauspieler konnte er lange Zeit seinen Unterhalt kaum bestreiten. Sein Durchbruch kam 1987 im Musikvideo zu Michael Jacksons „Bad“. Im Video war er der düstere Straßengangster, den Michael mit seiner plötzlich auftauchenden Tanzclique zum Nachgeben zwingt. Die Zusammenarbeit mit Spike Lee brachte ihm weitere Erfolge, in Filmen wie „Jungle Fever“ oder „Mo’ Better Blues“. Lee kündigte 2009 einen Film über James Brown an, mit Wesley Snipes in der Hauptrolle.
Die 90er Jahre wären im Rückblick nicht dieselben ohne ihn: als Basketball-Atze in „Weiße Jungs bringen’s nicht“, als wasserstoffblonder Gangsterlord in „Demolition Man“, als Halbvampir in „Blade“. Neben seinen Filmen gründete Snipes, zusammen mit seinem Bruder, die Bodyguardfirma „Royal Guard of Amen-Ra“ und war begeisterter Kampfsportanhänger.
Snipes’ Gefängnis in Pennsylvania kommt ohne Mauern und Zäune aus. Die Gefangenen leben in Hütten und gehen tagsüber kleinen Jobs nach. Trotzdem mutet die Strafe aus deutscher Sicht drakonisch an. Hier wurden prominente Steuerhinterzieher wie Boris Becker oder Freddy Quinn stets zu Bewährungsstrafen verurteilt. CARSTEN JANKE