Unter Autoteilern und Selber-Heizern

Bremens beste Nachbarn wohnen in der Feldstraße – zumindest unter den Jurierten. Die Gans schaut dafür in die Röhre

Blockkraftheizwerk, Kindergruppe, privates Car-Sharing, eine Theater- und Probebühne – im Hinterhof der Feldstraße 103 ist allerhand zu finden, was das übliche Tür-an-Tür-Wohnen deutlich übersteigt. Gestern wurde die „Haus- und Hofgemeinschaft“ zum Landessieger beim Wettbewerb „Netzwerk Nachbarschaft“ ausgerufen. Von der BHW-Bank gab’s einen Scheck, von der Sozialsenatorin Anerkennung und von Janosch einen Kunstdruck.

Der Tigerenten-Erfinder, der seine persönliche Hofgemeinschaft auf den Kanaren pflegt, saß in der Jury, die unter 230 bundesweit eingereichten Initiativen die Auswahl traf. Aus dem Bundesland Bremen kamen allerdings nur fünf Bewerbungen, dafür sind die Feldsträßler auch schon zum zweiten Mal erfolgreich: Bereits 2004 wurden die BewohnerInnen der drei zusammenhängenden Häuser für ihr „Engagement zur Schaffung eines vorbildlichen Wohnumfelds“ von der BHW geehrt. Zentrum der Gemeinsamkeiten ist die Hinterhaus-Scheune. Die haben sie zu einem veritablen Theatersaal umgebaut, in dem Mitbewohner Abiud sein Chinelo-Theater betreibt. Im Stall dadrunter hat Friedrich Bremer Anfang der 50er noch die Kühe stehen sehen, doch längst schon haben die beiden „Momo“-Kindergruppen hier ihr – geradezu idyllisches – Domizil.

Auch die DauerbewohnerInnen – 12 Erwachsene und vier Kinder – haben’s schön. „Sie haben den Hof asphaltiert und begrünt“, laudiert der BHW-Direktor und wird sogleich verbessert – schließlich ist die gemeinsame Fläche liebevoll gepflastert. Beim nachbarschaftlichen Grenzen- und Zäuneeinreißen vor etlichen Jahren sind durchaus ein paar Mauerteile übrig geblieben, man macht sich über das notwendige Maß an Privatheit keine Illusionen. „Jeder muss sich zurück ziehen können“, betont Bremer, pensionierter Polizist und einer der Gemeinschafts-Motoren. Welche Konflikte erschüttern das Generationen-Paradies? Gemessen an dessen rund 25-jähriger Existenz offenbar nur sehr wenige. Die kollektive Weihnachtsgans wird immer noch geschlachtet. Henning Bleyl