Per Rad nach Europa

Metropolregion, Tag 1: Bremen und Stuhr schaffen den seit 17 Jahren geplanten Brückenschlag über die Ochtum. Der Grenzfluss wird zum Bindeglied, 100.000 Bremer Pendler haben neue Perspektiven

von Henning Bleyl

Selten liegen Symbole so dicht beieinander: Nur einen Steinwurf entfernt vom Stuhrer „Factory Outlet Center“, das noch vor Jahresfrist für reichlich böses Blut zwischen Bremen und seiner Nachbargemeinde sorgte, wurde gestern eine Radfahrerbrücke eingeweiht. Keine große Sache? Offenbar doch. Die rein baulich gesehen nicht sehr aufwändige Maßnahme – ein bestehendes Sperrwerk wurde mit Geländern und Rollfläche versehen – benötigte 17 Jahre zur Realisierung. Schließlich verläuft genau in der Mitte des Flüsschens die Landesgrenze zu Niedersachsen.

Solch kleinstaatige Hemmnisse soll es in der am Vortag feierlich ins Leben gerufenen Metropolregion Bremen/Oldenburg – zu der fünf kreisfreie Städte, zwei Länder und zehn Landkreise gehören – nicht mehr geben. Am Ufer der Ochtum, wo Umweltsenator Ronald-Mike Neumeyer als Kind unter Naturschutz stehende Binsen pflückte und an seine Nachbarn verkaufte („ich rufe dazu auf, das nicht zu tun“), kam es also zur einmütigen Einweihung des 1,40 Meter breiten und immerhin 12 Meter langen Brückenbaus. Der Stuhrer Bürgermeister Cord Bockhop sprach von einer „vorbildlichen Wegebeziehung“.

Auch über die Kosten wurde nach jahrelangem Streit jetzt Einigkeit erzielt: Bremen zahlt 29.000 Euro, Stuhr 26.000 und das Land Niedersachsen den Rest von 45.000. Augenfällig bleibt vor Ort freilich die nach wie vor wenig harmonisierte Hochwasserprophylaxe. Wärend das hanseatische Ufer mit einem veritablen, sechs Meter hohen Deich gesichert ist, kann Stuhr lediglich auf eine simple „Aufwallung“ verweisen. „Niedersachsen rechnet die Niederschläge für Niedersachsen, Bremen für Bremen“, sagt ein altgedienter Deichschützer achselzuckend. Formaler gesagt: Der Deichbau erfolgt nach dem jeweiligen Landeswassergesetz. Aber das ist wieder ein anderes Thema.