Bremens neuer Musik-Chef : Im letzten Augenblick
Markus Poschner als neuer Bremer Generalmusikdirektor (GMD) ist eine gute Wahl – umso schlechter ist, dass er erst jetzt gekürt werden konnte.
Kommentar von Henning Bleyl
In künstlerischer Hinsicht ist die Vakanz, die durch die vorzeitige Vertragsauflösung seines – ebenfalls mit großen Hoffnungen engagierten – Vorgängers Lawrence Renes entstand, nicht das Problem: Gastdirigenten wie Christopher Hogwood sind eine produktive Abwechslung. Politisch gesehen ist die einjährige Verzögerung jedoch desaströs.
Poschner kommt sozusagen im letzten Augenblick, um sich für die Zukunft der Philharmoniker engagieren zu können. Kommendes Jahr läuft der bei der Umwandlung des früheren Staatsorchesters geschlossene Finanzierungsvertrag aus, schon jetzt attestiert kein Unverdächtigerer als der Landesrechnungshof dem Orchester einen Mehrbedarf von mindestens einer Million Euro. Da muss ein GMD – so vorhanden – sein Gewicht zu Gunsten des Orchesters schon in die Waagschale werfen. Bereits vor über einem halben Jahr stand die Kandidatenkür vor ihrem unmittelbaren Abschluss, dann verlangte der frisch designierte Theaterintendant ein neues Verfahren – aus seiner Sicht verständlich, schließlich findet zwei Drittel der Orchesterarbeit im Graben am Goetheplatz statt. Für die Gesamtmoderation der Besetzungsverfahren seitens des Kultursenators ist das jedoch ein Armutszeugnis.