: Schüler kündigt Amoklauf an
Polizei nimmt 17-jährigen Gymnasiasten fest, der angeblich einen Amoklauf plante. „Entsprechende Beweismittel“ wurden sichergestellt. Eine Gefährdung bestand aber trotzdem nicht, sagt die Polizei
Von DOMINIK SCHOTTNER
Ein 17 Jahre alter Gymnasiast aus Reinickendorf ist am Donnerstagnachmittag festgenommen worden, nachdem er offenbar einen Amoklauf in seiner Schule angekündigt hatte. Wie Polizeisprecher Carsten Müller der taz sagte, habe Marc R. seine Pläne Mitschülern anvertraut. Diese hätten sich dann an die Leitung ihrer Schule, der Bertha-von-Suttner-Oberschule, gewandt. Die Schulleitung informierte die Polizei.
Bei der daraufhin folgenden Durchsuchung der Wohnung des Schülers habe man „entsprechende Beweismittel“ gefunden, sagte Müller. Dabei seien Schriftstücke sichergestellt worden. Ob es sich dabei um eine „Todesliste“ mit Namen möglicher Opfer handelte, wollte Müller nicht bestätigen. „Scharfe Waffen“ habe man nicht gefunden. Was genau die Polizei darunter verstehe, beantwortete der Sprecher so: „Mit scharfen Waffen kann man Menschen töten.“
Laut Müller lag trotz der gefundenen Beweismittel jedoch „keine unmittelbare Gefahr vor. Wir haben keinen Amoklauf verhindert.“ Am Freitagnachmittag wurde Marc R. von der Mordkommission verhört, die die Ermittlungen übernommen hatte. Noch am selben Tag sollte der 17-Jährige einem Haftrichter vorgeführt werden. Der soll den Verdacht auf Störung des öffentlichen Friedens durch Ankündigung einer Straftat überprüfen und gegebenenfalls einen Haftbefehl erlassen. Die Deutsche Presse-Agentur meldete, dass die Polizei den Jungen vorerst in einer psychiatrischen Anstalt unterbringen wolle.
Die Leitung der Bertha-von-Suttner-Oberschule wollte die Festnahme des Schülers nicht kommentieren. Nach einem Besuch der Schule sagte die zuständige Schulrätin Katrin Schultze-Berndt: „Ich war zunächst erschrocken, bin aber auch erstaunt, weil die Schule bisher in keiner Weise mit Gewalttaten aufgefallen ist.“ Ein 18 Jahre alter Mitschüler sagte der Nachrichtenagentur AP, der Verdächtige sei „kein Psycho. Ich bin mir als sein Freund hundertprozentig sicher, dass er so was niemals machen würde.“ In der Schule sei der Festgenommene kein Außenseiter: „Er ist ziemlich ruhig, spielt viel Computer, trägt normale Klamotten und geht nicht auf die Sonnenbank.“ Der Mitschüler kennt den Verdächtigen seit der ersten Klasse.
Bereits am vergangenen Montag hatte ein 18-Jähriger im westfälischen Emsdetten in seiner ehemaligen Schule 37 Menschen verletzt und sich danach selbst getötet. Seine Tat hatte er vorher per E-Mail einigen Freunden angekündigt.