LESERINNENBRIEFE
: LESERINNENBRIEFE

Lange Wartezeiten

■ betr.: „Jeder fünfte Patient kommt nicht“, taz vom 30. 5. 14

Wie lange warten Sie durchschnittlich in einer Facharztpraxis trotz Termins? 15 Minuten? 30? Noch länger? Solange solche Wartezeiten der Normalfall sind, kann von Leerlauf keine Rede sein. Offensichtlich haben sich die Ärzte auf die angeblich 20 Prozent Absagen eingestellt und laden mehr Patienten vor, als sie bedienen können. Wenn ich einen Facharzttermin mehrere Wochen oder gar Monate im Voraus anmelden und dann vor Ort trotzdem noch lange warten muss, liegt das Problem woanders: Es gibt zu wenig niedergelassene Ärzte! Hier werden die Pfründen der etablierten Praxen geschont. Es geht nicht um die Verhinderung von Leerlauf, sondern um Gewinnmaximierung.

THOMAS KRAUSE, Bremen

Nach den Wahlen

■ betr.: „Ende der Kungelei“, taz vom 30. 5. 14

So ungewöhnlich ist es ja nicht, dass ein Spitzenkandidat nach den Wahlen schnell wieder in der Versenkung verschwindet.

Erinnert sich noch jemand an den Spitzenkandidaten der SPD, ja den „Hätte hätte Fahrradkette“. Da muss man im Bundestagshandbuch blättern und findet einen Peer Steinbrück, der auf seiner Website mitteilt, dass er den „Straßenwahlkampf“ aufgenommen hat mit einem Gang über den Wochenmarkt in Monheim.

Vermutlich wird Jean-Claude Juncker gekürt mit der Maßgabe, doch bitte nach zwei Jahren aus Gesundheitsgründen zurückzutreten; das kennt er ja schon aus seiner Zeit als Chef der Eurogruppe.

MICHAEL ROTHSCHUH, Hamburg

Vorsicht: Satire

■ betr.: „Protest gegen ‚Gulasch-Hitler‘“, taz vom 27. 5. 14

Mit großem Vergnügen habe ich in den letzten Tagen die Kolumne „Der Kommissar“ verfolgt, in welcher die EU-Tauglichkeit deren Mitglieder satirisch überprüft wurde. Einzige Enttäuschung: Das Urteil über Deutschland: voll daneben!

Vollends musste ich lachen, aber auch den Kopf schütteln über den heutigen Artikel über diplomatische Reaktionen zu dieser Serie. Vielleicht solltet ihr doch besser künftig zu solchen und ähnlichen Artikeln (ich denke auch an den Leserbrief zu „Türkische Regierung tritt zurück“) einen dicken Rahmen mit der Aufschrift „Vorsicht! Dieser Artikel kann Satire enthalten!“ anbringen. Oder vielleicht sogar gleich auf der Titelseite der taz vermerken: „Diese Zeitung kann satirisch oder ironisch gemeinte Artikel enthalten, unter Umständen auch Humor, Witz und Vera…lberungen. Selbst des Deutschen im Allgemeinen mächtige Personen seien hiermit ausdrücklich gewarnt. Für im Deutschen weniger versierte Leser sei von der Kost allzu offensichtlich nicht ganz ernst gemeinter Artikel eher abzuraten.“

Weiter so, taz! JOACHIM STEIN, Berlin

Es geht auch anders!

■ betr.: „Kohle für die Koalition“, taz vom 27. 5. 14

Obwohl mit vielen Windrädern ausgestattet, ist Brandenburg ein klimapolitischer Dinosaurier. Spitzenwerte bei der Menge an Braunkohleverstromung sind dank des funktionsuntüchtigen EU-Emissionshandelssystems zu verzeichnen. Zynisch erklärt die Brandenburger Linke aktuell: Weil das Volksbegehren „Keine neuen Tagebaue“ 2009 nicht genügend Unterschriften fand, sei der Ausstieg aus der Braunkohle noch nicht möglich. Wenn man 20 Kilometer fahren muss, um das Votum innerhalb der Amtsöffnungszeiten abzugeben, ist das nicht wirklich ein Wunder. Die Brandenburger Linke muss endlich den Braunkohleflügel in der Partei entmachten. Dieses Spiel, „eine Partei, zwei Meinungen“, muss endlich aufhören und niemand bestreitet, dass die SPD in Brandenburg in Sachen ökologische Energiewende noch hohen Lernbedarf hat. Dass die Linke sich in der Energiepolitik zum Bettvorleger der SPD macht, ist Opportunismus pur und ein Klimaverbrechen an den zukünftigen Generationen.

Selbst als Parteimitglied wird man fast genötigt bei kommenden Landtagswahl die Grünen zu wählen, wenn man auf eine enkeltaugliche Energiepolitik Wert legt. Ich teile ausdrücklich die Position der Grünen, bis zum Jahr 2030 100 Prozent erneuerbare Stromversorgung durchzusetzen, wobei das im eigenen Haushalt mit Versorgern wie Lichtblick und Naturstrom schon heute möglich ist, preiswerter wie mit überteuertem Vattenfall-Kohlestrom.

Ich erinnere daran, unter Rot-Rot in Mecklenburg-Vorpommern hat die damalige PDS ein Steinkohlekraftwerk in Greifswald verhindert. Es geht also auch anders!

MARKO FERST, Gosen