: Der neue-alte Google-Boss
Nach zehn Jahren wird Unternehmensgründer Larry Page wieder Google-Chef. Oder um es mit den Worten von Nochchef Eric Schmidt zu sagen: „Keine Frage, Larry ist bereit, das Unternehmen zu führen.“ Anfang April wird Page das Tagesgeschäft übernehmen, Schmidt wird Chef des Verwaltungsrats, und Sergey Brin soll sich künftig um neue Produkte kümmern.
Page, der Google mit seinem Studienfreund Brin 1998 gegründet und in den ersten drei Jahren geleitet hatte, holte den heute 55-jährigen Schmidt vor zehn Jahren gewissermaßen als eine Art männliche Anstandsdame ins Unternehmen. Denn die beiden Stanford-Absolventen mussten Geld beschaffen für die rund 6.000 Rechner, die sie zu Beginn der Unternehmensgeschichte für Suchanfragen in weltweitem Maßstab brauchten. Page konnte zwar Risikokapitalgeber gewinnen, aber die wollten einen erfahrenen Manager wie Schmidt an der Spitze. Und keinen Endzwanziger, der zwar ein begnadeter Entwickler war, von Unternehmensführung aber keine Ahnung hatte. Das Arrangement erwies sich als richtig. Schmidt kümmerte sich um das laufende Geschäft und ebnete den Weg von der Suchmaschine Google zu dem heute breit aufgestellten Technologiekonzern mit mehr als 24.000 Mitarbeitern.
Und Page konnte machen, was er am besten kann: Produkte entwickeln. Aber nun hat es sich ausgespielt. Konsequent, dass Schmidt seinen Rückzug aus der ersten Reihe fast ein wenig väterlich via Twitter mit den Worten verkündet hat: „Die tägliche Erwachsenenaufsicht ist nicht mehr notwendig.“ Der 37-jährige Page ist inzwischen verheiratet und grau meliert. Die unternehmerischen Entscheidungen trafen er, Brin und Schmidt ohnehin gemeinsam. Die Geschäfte laufen, das Google-Imperium ist heute 30 Milliarden Dollar wert, und Page braucht niemanden mehr, der den Konzern nach außen vertritt. Jetzt gilt es, die Kritik abzuwehren, Google sei träge und ob seiner Größe zum Bürokratiemonster geworden – gerade im Vergleich zum gefürchteten Konkurrenten Facebook, wo allein Marc Zuckerberg über die Firmengeschicke entscheidet. Page hat sich nun den Weg frei gemacht, alleiniger Repräsentant von Google zu werden.
ILKA KREUTZTRÄGER