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Archiv-Artikel

Evangelische Kirche warnt vor Verunsicherung

Arm und Reich driften immer weiter auseinander, sagt der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider. Doch selbst vor der eigenen Synode protestieren junge Theologen für innerkirchliche Sozialpläne

BAD NEUENAHR dpa/taz ■ Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, hat vor einem Auseinanderdriften von Arm und Reich gewarnt. „Armut potenziert sich immer mehr und verfestigt sich, und Reichtum auch“, sagte er gestern in seinem Präsesbericht auf der Landessynode in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Dies führe dazu, dass soziale Verunsicherung in der deutschen Gesellschaft weit verbreitet sei. Schneider betonte zudem den Wert eines Ausbildungsplatzes: Eine gute Ausbildung sei der „entscheidende Schlüssel zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, zur Entwicklung von Selbstachtung und Selbstbewusstsein“.

Die Landessynode mit 237 Vertretern von fast drei Millionen Protestanten zwischen Emmerich und Saarbrücken tagt bis zum Freitag. Auf dem Programm stehen die Verabschiedung von Kirchengesetzen, Neuerungen im Pfarrdienst, dem landeskirchlichen Haushalt und das Thema Familie. So will die Landeskirche stärker die Besetzung von Pfarrstellen in den einzelnen Gemeinden steuern können. Dies sei nötig angesichts einer sinkenden Zahl Gläubiger und knapper werdender Kassen. Am Rande der Synode protestierten junge Theologen gegen die Reformpläne. Sie forderten einen Sozialplan für diejenigen, die von der Arbeitslosigkeit bedroht sind.

Der Präses warnte vor einem zu großen Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen. Der Konsum habe eine Intensität erreicht, die die Erziehungs- und Bildungsbemühungen von Eltern, Erziehern, Lehrern und Ausbildern konterkariere. Der Vorfall an einer Realschule in Emsdetten im vergangenen November werfe die Frage auf, ob einige brutale Computerspiele nicht verboten werden müssten. „Eine solche Maßnahme alleine wird nicht helfen, als Teil einer umfassenderen Strategie aber nötig sein“, sagte er. In Emsdetten hatte ein 18- Jähriger in seiner ehemaligen Schule um sich geschossen, 37 Menschen verletzt und sich selbst getötet.

Schneider sprach sich gegen eine gesetzliche Freigabe der aktiven Sterbehilfe aus. „Es wird immer wieder zu akuten Einschätzungen, Abwägungen und Entscheidungen kommen, die mit völliger Klarheit weder dem Bereich der aktiven noch der passiven Sterbehilfe zuzuordnen sind“, sagte er. Es gebe fließende Grenzen zwischen erlaubter passiver und verbotener aktiver Sterbehilfe. Nicht akzeptabel sei, das Leben eines todkranken Menschen gegen dessen ausdrücklichen Willen mit den medizinischen Möglichkeiten künstlich zu verlängern. Der Präses ermutigte dazu, „gebunden an das eigene Gewissen“ zu entscheiden.