: Rassismus in da House
Der „Big Brother“-Zickenkrieg gegen einen Bollywod-Star lässt England fragen: Wie rassistisch sind wir eigentlich?
Niemand in Indien kennt den britischen Schatzkanzler und möglichen nächsten Premier, Gordon Brown. Wenigstens schien es so, als er am Mittwoch zu einem Arbeitsbesuch in Bangalore eintraf – und mit Fragen über Rassismus in England bestürmt wurde, die mit „Big Brother“ und einer gewissen Shilpa Shetty in Zusammenhang zu stehen schienen. „Big Brother“? Nie gesehen, knurrte Brown. Und wer zum Teufel ist Shilpa Shetty?
Shilpa Shetty, 27, ist auf dem Subkontinent eine allgemein bekannte und gefeierte Bollywood-Schauspielerin. Weil ihre Karriere zuletzt ein wenig ins Stocken geraten sein soll, begab sie sich ins britische „Celebrity Big Brother“-Haus, wo sich für den Privatsender Channel 4 derzeit die übliche Viertelprominenz von zahllosen Kameras bei schlechterdings allem beobachten lässt, von A wie Armdrücken bis Z wie Zähneputzen. Und L wie Lästern, denn auf die zarte Exotin reagierten vor allem die Damen im „Big Brother“-Container extrem stutenbissig. Nicht einmal mit einem auf indische Art zubereiteten Abendessen konnte Shilpa Shetty die Gemüter beruhigen, im Gegenteil: „In Indien essen sie doch mit den Händen! Oder war das in China? Du weißt jedenfalls nie, wo diese Hände vorher gewesen sind“, giftete das Fotomodel Dannielle Lloyd über die „Prinzessin“ Shetty. Eine andere Mitbewohnerin wurde noch deutlicher: „Verpiss dich nach Hause in deine eigene Gesellschaft, du verdammte Fälschung!“ und, hinter dem Rücken der Gemobbten: „Sie kann nicht einmal richtig Englisch!“ – „Sie wäre am liebsten weiß!“ Was alles nicht weiter erwähnenswert wäre, hätte inzwischen – neben zehntausenden von Zuschauern – nicht schon die indische Regierung protestiert, das britische Parlament über den „Skandal“ debattiert und die britischen Feuilletons darin einen Fall von Rassismus gesehen. „Sind wir wirklich so?“, fragte etwa der Guardian besorgt. Channel 4 wiegelte ab, die Beschimpfungen seien nicht rassistisch, sondern auf „kulturelle Differenzen“ zurückzuführen. Der wichtigste Sponsor der Sendung hat sich jedenfalls seinen Reim darauf gemacht – und ist gestern abgesprungen. FRA