: Autokonzerne drücken auf die Bremse
WETTBEWERB Sie sind erfolgreich, doch die Rendite ist im Vergleich immer noch zu niedrig: VW und Daimler planen jetzt Kürzungen in Milliardenhöhe. Das führt zu Konflikten mit der Belegschaft
VW-BETRIEBSRATSCHEF B. OSTERLOH
HAMBURG/STUTTGART rtr/dpa Die sorgenlosen Zeiten bei den deutschen Autobauern sind vorbei: Daimler und VW stehen heftige Konflikte über die Sparpläne des Managements ins Haus. „Das wird kein Spaziergang. Und schon jetzt ist klar, dass es an dem einen oder anderen Punkt auch richtig krachen wird“, sagte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh am Mittwoch vor mehr als 20.000 Mitarbeitern im Wolfsburger Stammwerk. „Kurzfristig brauchen wir dringend mehr Effizienz und mehr Ergebnis“, entgegnete Konzernchef Martin Winterkorner auf derselben Veranstaltung. Er hatte in der vergangenen Woche vor Führungskräften in Wolfsburg die Renditeschwäche der Hauptmarke VW angeprangert und Einsparungen von 5 Milliarden Euro im Jahr angekündigt.
Osterloh machte klar, dass der Betriebsrat die geforderte Kurskorrektur unterstützt. „Wir müssen uns auf das konzentrieren, was gute Erträge bringt.“ In den kommenden Wochen werde es darum gehen, wie dieses Ziel erreicht werden könne. Aus seiner Sicht müsse die Komplexität von VW ganz oben auf die Tagesordnung, forderte der Betriebsratschef. Differenzierungen und Vielfalt seien nur dort angebracht, wo es für den Kunden relevant sei. Auch Winterkorn hatte bereits die Frage gestellt, ob der Konzern zwölf verschiedene Cabriolets brauche. Das Management müsse sich stärker die Frage stellen, welche der insgesamt 310 Fahrzeugmodelle im Konzern für die Zukunft entscheidend sei und welche man einstellen könne.
Osterloh kritisierte, über Fahrzeugprojekte werde manchmal noch zu sehr im Interesse einzelner Marken entschieden. Die Einsparungen dürften nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen. „Niemand hier muss meinen, dass er die Belegschaft jetzt auch noch für die mangelhaften Prozesse und technischen Probleme in der Fertigung haftbar machen kann“, sagte Osterloh und fügte hinzu: „Meine Damen und Herren des Managements, machen Sie endlich Produktivität durch funktionierende Anlagen.“ VW fährt seit Monaten wegen der hohen Nachfrage Zusatzschichten.
Die Rendite ist jedoch relativ schlecht. Die VW-Kernmarke steht für rund die Hälfte des 2013 fast 200 Milliarden Euro hohen Konzernumsatzes. Vor Zinsen und Steuern warf Volkswagen im ersten Quartal 2014 keine 2 Prozent Gewinn mehr ab. 2018 sollen es mindestens 6 Prozent sein. Die Konkurrenten Toyota und Hyundai erreichen dagegen 9 Prozent. Winterkorn hatte dies vergangene Woche bereits angedeutet: „Seien wir ehrlich: Wir haben in der Produktivität erheblichen Nachholbedarf gegenüber unseren Hauptwettbewerbern.“
Auch der Autokonzern Daimler will mehr Rendite – und spart. „Die Effizienzprogramme zeigen über alle Geschäftsfelder hinweg Wirkung“, sagte Konzernchef Dieter Zetsche am Mittwoch bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal. Daimler will mit den bisherigen Maßnahmen bis Ende des Jahres insgesamt 4 Milliarden Euro sparen. Die Hälfte kommt aus der wichtigen Autosparte. Weitere 1,6 Milliarden Euro sollen der Lkw- und der Busbereich einspielen. Daimler hinkt bei der Rendite derzeit hinter den Rivalen BMW und Audi hinterher. Zetsche will noch weiter sparen. Laut Handelsblatt will Daimler die Arbeitszeiten verlängern. Im Gegenzug für Zugeständnisse sollen 3 Milliarden Euro in die Standorte Sindelfingen, Gaggenau und Stuttgart-Untertürkheim investiert werden.