…WAS MACHT EIGENTLICH ... die BVG?
: Klassische Musik spielen

Die Hamburger hatten die Nase vorn. Oder besser die Ohren. Schon 1998 beschallten sie die Haltestelle der U-Bahn am Hauptbahnhof mit klassischer Musik. Auch, um die Drogenszene zu verscheuchen. Offenbar vertrugen die Hamburger Junkies das andauernde Gedudel tatsächlich schlecht. Die Szene soll sich seit dem Musikexperiment verlagert haben. Die Ausnahme wurde zur Regel: Auf zahlreichen U-Bahnhöfen der Hansestadt läuft inzwischen klassische Musik.

Die BVG will es den Hamburgern jetzt gleichtun. Auch sie überlegt, ihre Bahnsteige in Zukunft musikalisch zu beschallen. „Wissenschaftliche Abhandlungen sagen, dass das Einspielen von Musik zum Wohlgefühl der Fahrgäste beitragen kann“, sagt eine Sprecherin. Auch das subjektive Sicherheitsgefühl würde so gestärkt. Der für die BVG praktische Nebeneffekt: Sanfte Töne stören erst mal nicht, können aber auf Dauer echt nervig sein. Leute, die in den Bahnhöfen herumlungern, müssen sich dann ein anderes Dach über dem Kopf suchen.

Damit die Musik tatsächlich beruhigend wirkt, sollen aufpeitschende Beats gemieden werden. Man denke an leichte italienische Opern oder an Wagner, sagt die Sprecherin. Moment mal, Wagner? Ob sich die BVG da nicht im Komponisten geirrt hat? Wagner-Opern sind emotional aufwühlend. Gerüchten zufolge soll die Unfallwahrscheinlichkeit deutlich erhöht sein, wenn man im Auto den Walkürenritt hört.

Schon im Sommer könnte an drei Stationen ein Pilotprojekt starten. Vielleicht sollte die BVG das musikalische Konzept vorher noch mal überdenken. Und dem eingängigen Mozart die Vorfahrt lassen. ALL     FOTO: ARCHIV