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Archiv-Artikel

Neuer Zaun, altes Problem

WOHNUNGSLOSE Unter der Kersten-Miles-Brücke hält ein Bauzaun seit einem Jahr Obdachlose fern. Vom anfänglichen Protest ist kaum noch etwas zu spüren

Von BELA
Der Bezirk Mitte will das Nächtigen unter der Brücke künftig keinesfalls dulden

Manchmal wiederholt sich Geschichte, manchmal aber auch nicht. Als der Bezirk Mitte vor knapp drei Jahren einen Zaun unter der Kersten-Miles-Brücke auf St. Pauli errichtete, um Obdachlose fernzuhalten, war der Aufschrei groß. Viele protestierten, die Boulevardpresse forderte ein Ende des „Irrsinns“. Der damalige Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) ließ den 18.000 Euro teuren Zaun nach wenigen Tagen wieder abbauen.

Von solchem Aufbegehren ist 2014 nichts zu spüren. Dabei steht dort seit über einem Jahr wieder ein Zaun. Und zu Wochenbeginn hat der Bezirk Mitte dort Obdachlose vertrieben, wie Sprecherin Sorina Weiland bestätigt.

Der Zaun ist dieses Mal ein Bauzaun. Im März 2013 hatte ein Feuer die Obdachlosenplatte unter der Brücke zerstört und das Mauerwerk beschädigt. Die Reparaturarbeiten sollten im Sommer 2013 beendet sein, aber der Zaun steht noch – laut Weiland wegen „Restarbeiten“. Danach solle der Zaun wegen anstehender Arbeiten im benachbarten Elbpark stehenbleiben.

Dies hält das Straßenmagazin Hinz & Kunzt für vorgeschoben. „Eine Baustelle vorzutäuschen aus Angst, dass Obdachlose die Brücke als ihr Zuhause ansehen, ist ein Armutszeugnis“, sagt Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. Zwar sei eine Brücke kein „ideales Zuhause“, trotzdem suchten dort immer wieder Menschen Schutz, solange die Stadt nicht genug Unterkünfte biete.

Das weiß auch der Bezirk. Es wäre schön, wenn keiner unter Brücken schlafen müsse, sagt die Sprecherin. Trotzdem will das Amt das Schlafen unter der Brücke künftig keinesfalls dulden. Groß ist die Sorge, dort könnte erneut ein Feuer ausbrechen.

Aufgrund neuer Medienberichte stößt das Vorgehen des Bezirks nun doch auf Kritik. „Der Zaun erfüllt denselben Zweck, den auch schon der Schreiber-Zaun erfüllen sollte“, sagt Steffen Jörg von der GWA St. Pauli, der auch im Netzwerk „Recht auf Stadt“ aktiv ist. Bislang hätten viele Viertelbewohner gar nichts mitbekommen. „Ob sich nach der Sommerpause nochmal Protest entzündet, vermag ich nicht zu sagen“, so Jörg. Kommentare im Internet lassen allerdings Potenzial vermuten.  BELA