: Schwarz-Rot-Gül
Gewalt und Rassismus im Fußball: Gül Keskinler, die DFB-Integrationsbeauftragte, kommt aus Bergisch Gladbach
Sie ist eine wichtige Neuverpflichtung von DFB-Präsident Theo Zwanziger. Mitten in der aktuellen Debatte um Ausschreitungen im Fußball zeigt der Verbandschef sie vor – ein wenig wie einen wertvollen Pokal: Gül Keskinler, seine Beauftragte für Integration und Mitglied der „Task Force“ gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. „Im Beisein der DFB-Integrationsbeauftragten Gül Keskinler warnte Theo Zwanziger vor ‚einer wachsenden Ausländerfeindlichkeit‘“, heißt es etwa in einer Pressemitteilung der Sportorganisation von Anfang Februar über die 43-jährige Deutsch-Türkin aus Bergisch Gladbach.
Selbst steht Keskinler derzeit nicht für Interviews zur Verfügung – trotz der heftigen bis hysterischen medialen Debatte um Gewalt bis in die untersten Spielklassen des größten Einzelsportverbandes der Welt. „Frau Keskinler arbeitet momentan konzeptionell“, sagt ein DFB-Sprecher. Sie wolle sich in ihren ersten 100 Tagen im Amt „ein Bild von den Strukturen im Dachverband machen“ und danach ein Konzept vorlegen.
In den Internetarchiven und Suchmaschinen finden sich dafür alte Interview-Äußerungen Keskinlers. „Ja, ich bin stolz darauf, Deutsche zu sein – mit türkischer Herkunft“, wurde die damals beim Deutsch-Türkischen Forum der CDU aktive Betriebswirtschaftlerin vor mehr als sechs Jahren in der rechten Wochenzeitung Junge Freiheit zitiert. „Nicht jeder, der mal eine negative Äußerung über Ausländer macht, ist ‚ausländerfeindlich‘“, hieß es in dem Zeitungsinterview vom November 2000 weiter. Zugleich argumentierte Keskinler aber dezidiert für Deutschland als Einwanderungsgesellschaft: „Es gilt auch unsere gesellschaftlich-kulturelle Vielfalt zu mehren. Erst dann wird Deutschland wieder stark werden in Europa und der Welt, nicht nur im Sport, wie zum Beispiel im Fußball, sondern auch in den neuen Branchen.“ Schwarz-Rot-Gül also? Deutschland wird wieder Weltmeister, falls Integration gelingt?
Wie und ob die streitbare Integrationsbeauftragte ihre Ziele beim DFB umsetzen kann oder ob sie vor allem auf Theo Zwanziger hören muss, bleibt abzuwarten. Sportsgeist bringt Keskinler jedenfalls mit: „Ich habe immer kämpfen müssen“, sagte sie einmal dem Spiegel. Doch im DFB sind Veränderungen schwer umzusetzen. „Der Fußball kann ein wichtiges Element sein, um für benachteiligte Gruppen Perspektiven aufzubauen“, sagte Keskinler bei ihrer Vorstellung als DFB-Integratorin im Dezember 2006. Ganz persönlich habe sie eine Affinität zu Fußball als Fan und als Mutter eines Sohnes, „den ich seit 15 Jahren bei der SSG Bergisch Gladbach unterstütze – ob ich ihn nun zu Spielen begleite oder Kuchen für den Klub backe“. MARTIN TEIGELER