: Bewusstseinsbildend
Wolfgang Schorlau verpackt das Thema Privatisierung von Wasserwerken in einen spannenden Krimi
Die alten Griechen haben tagespolitische Ereignisse in ihren Tragödien verhandelt. Der politische Krimi knüpft an diese Tradition an und führt uns vor Augen, welche Kraft darin steckt, wenn angebliche Sachthemen auf einer emotionalen Ebene verhandelt werden. In seinem ersten Buch, „Die blaue Liste“, hatte Wolfgang Schorlau Bad Kleinen und den Rohwedder-Mord mit der Privatisierung der ostdeutschen Wirtschaft verknüpft. In seinem neuesten Krimi hat er sich nun des in Norddeutschland hinlänglich brisanten Themas „Wasserprivatisierung“ angenommen.
Basierend auf einer eingehenden Recherche hat Schorlau einen spannenden Thriller konstruiert, in dem er die Wirklichkeit nur soweit veränderte, wie es unbedingt nötig war. Er beschreibt, wie sich der Manager eines großen Versorgungskonzerns im 20-Milliarden-Euro-Spiel um das internationale Wassergeschäft so weit unter Druck setzen lässt, dass er schließlich einen Mord in Auftrag gibt.
Die Geschichte ist durchschaubar aber interessant konstruiert und tadellos geschrieben – und sie sensibilisiert für das Thema Privatisierung. Falls Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU), ein bekennender Krimileser, den Gedanken an einen Verkauf der Wasserwerke doch noch nicht verworfen haben sollte, sei ihm „Fremde Wasser“ empfohlen. knö
Wolfgang Schorlau, Fremde Wasser, Kiwi Köln 2006, 256 Seiten, 7,95 Euro