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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Auch Nichtstun kann töten

■ betr.: „Militär löst keine Probleme“ u. a., LeserInnenbriefe,taz vom 25. 3. 11

Mit hoher Sicherheit stand Gaddafi kurz davor, Bengasi und damit das Zentrum des Widerstandes zurückzuerobern – seine Panzer waren schon in den Vororten. Der Glaube, dass in dieser Situation Sanktionen geholfen hätten, erscheint mir sehr naiv, ebenso wie die Vorstellung, dass er nach einem Sieg großzügig auf jede Rache verzichtet hätte. Was also war die Alternative?

Ja, Sarkozy hat vermutlich innenpolitische Motive, ja, das ist alles nicht koordiniert, ja, militärisches Eingreifen hat in vielen Fällen die Probleme nicht gelöst, ja, in vielen anderen Ländern ist es genauso schlimm und keiner greift ein, ja, alles richtig … aber ohne dieses Eingreifen wären Tausende (oder mehr) Libyer jetzt der Willkür Gaddafis ausgeliefert. Auch Nichtstun kann töten.

WALTER STROHSCHEIN, Ennepetal

Ein neuer Krieg um Öl

■ betr.: „Gaddafi am Boden“ u. a., taz vom 25. 3. 11

Ein politischer Krieg wird nicht aus der Luft entschieden, sondern am Boden. Wann werden also Nato-Soldaten in Bengasi und Tripolis kämpfen? Werden dann diese Städte mit ihren Millionen zivilen Einwohnern ebenfalls bombardiert, wie bereits in Jugoslawien, Irak und Afghanistan geschehen? Wie dort könnte die Nato Militärbasen einrichten und die Ölkonzerne hätten direkten Zugriff auf libysches Öl und Gas. EVA BÖLLER, Bremen

Verträge korrigieren à la CDU/FDP

■ betr.: „Wählerauftrag zur Energiewende“, taz vom 28. 3. 11

Jetzt nach der Wahl in Baden-Württemberg kommt das große Problem, wie S 21 verwaltungs-/planungsrechtlich gestoppt und in K 21 umgewandelt werden kann. Da Verträge der Vorgängerregierung eingehalten werden müssten/sollten, wird es heftige rechtliche Probleme mit einem Stopp vom S21 geben. Allerdings hat es ja Schwarz-Gelb bei der Atompolitik vorgemacht, wie Verträge auch nachträglich im Sinn der neuen Lobbyisten korrigiert werden können. Also keine Angst vor Bürgeraktionen, welche das aktuelle Planungsrecht in Frage stellen. RALF KUKE, Erfurt

Abstrus disharmonisch aufgespielt

■ betr.: „Mappus tiefergelegt“, taz vom 28. 3. 11

Der Wahlsieg der Grünen in Baden-Württemberg ist zweifelsfrei ein Sieg für politische Glaubwürdigkeit und politische Vernunft. Er ist auch eine Quittung für ein politisches Trio, das abstrus disharmonisch aufspielt: Er ist ein Rüffel gegen einen wütenden Elefanten im Porzellanladen. Er ist ein Verweis gegen eine Marketenderin, die symbolisch zur Fähnleinführerin gekürt wurde – wegen Anmaßung. Und er ist ein strenger Verweis gegen einen Jollenschiffer, der sich auf der Spree als Kapitän zur See aufspielt.

GÜNTER FLUCK, Stuttgart

Ein historisches Tief kann folgen

■ betr.: „Wählerauftrag zur Energiewende“, taz vom 28. 3. 11

Auch wenn es stimmt, dass die Abstimmung in Baden-Württemberg einen klaren Wählerauftrag für eine Energiewende erhält, sind die Bündnis-Grünen damit noch lange nicht zu einer Volkspartei geworden. Schließlich kann dem historischen Hoch ebenso ein historisches Tief folgen, wenn man die extremen Erwartungen vieler Wähler, wie etwa die Abschaltung sämtlicher Atomkraftwerke, sowie das Ende für das geplante Milliarden-Projekt Stuttgart 21 am Ende nicht einhalten kann. Das Beispiel Hamburg zeigt, wie man schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen landen kann, wenn man nach einer Wahl sämtliche vorher gemachten Versprechen bricht!

RASMUS PH. HELT, Hamburg