voscherau
: Nachtreten vom Politikverweigerer

Henning Voscherau hat es seiner Partei noch mal richtig gezeigt. Immer wieder hatte der Notar aus Wellingsbüttel sich der Hamburger SPD als Alt(bürger)meister angedient. Und selbst, als sie ihn offensichtlich nicht noch einmal wollten, schien er ebenso viel staatsmännische Größe wie prophetische Gabe an den Tag zu legen, indem er trocken sagte: „Wenn ihr Probleme bekommt, ruft mich an.“

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Die Probleme kamen, und Voscherau ging ans Telefon. Er forderte lauthals bedingungslose Unterstützung ein und die in Schockstarre befindliche Partei war zu allem bereit. Selbst seine ärgsten Widersacher schworen Loyalität, solange der Ex-Chef keine „Unterwerfungsgesten“ fordere.

Aber genau darum war es ihm zu tun. Voscherau ging es um die Revanche. Das Verhältnis zu seiner Partei ist bis heute von gekränkter Eitelkeit geprägt.

Dabei müsste es eigentlich andersrum sein. Denn Voscherau war es, der mit seinem Abtritt einst den Niedergang der Partei einleitete, indem er den farblosen Rundes und Mirows das Feld überließ. In einer grotesken Weigerung, die neuen politischen Koordinaten anzuerkennen, warf er lieber die Brocken hin, als mit den Grünen zu koalieren.

Nun gibt er wieder den Politikverweigerer. Und diesmal ist es für alle sichtbar, dass er seiner am Boden liegenden Partei damit den letzten Tritt verpasst.