: Mister Troubleshooter
Heiner Kleffner setzt als staatlicher Beauftragter für die FH Gelsenkirchen auf geduldiges Krisenmanagement
Wie Harvey Keitel sieht er nicht aus, der Problemlöser Heiner Kleffner. Der US-Schauspieler hatte einst in dem Film „Pulp Fiction“ einen Troubleshooter und Problemlöser gespielt – etwa wenn es darum ging, Leuten aus unliebsamen Situationen zu helfen. Keitels Filmfigur stellte sich vor mit dem Namen: „My name is Wolfe – I solve problems.“ Ähnliches würde Heiner Kleffner, dem Problemlöser an der Fachhochschule Gelsenkirchen, wohl nicht über die Lippen gehen. Der staatliche Beauftragte an der Skandal-FH im Ruhrgebiet muss auch Probleme lösen – aber ohne große Worte.
„Es geht um Vertrauensarbeit“, sagt Kleffner. Seine Stimme klingt am Telefon jovial und vertrauenserweckend, sein Tonfall lässt nicht darauf schließen, dass der NRW-Beamte gerade eine schwierige Mission angenommen hat. Der 64-jährige Kölner spricht nur mit feinem rheinischen Einschlag, wenn er über seinen neuen Job im Ruhrpott berichtet. „Wir müssen die Fachhochschule stabilisieren“, sagt Kleffner leise, als befinde er sich auf diplomatischer Mission in einem ehemaligen Kriegsgebiet. Die 6.000 Studierenden an den Standorten Gelsenkirchen, Recklinghausen und Bocholt müssten überzeugt werden, dass ihr Studium weiter sinnvoll ist.
Mitte März war die FH in die Schlagzeilen geraten. Professoren der Fachhochschule Gelsenkirchen haben offenbar Scheinfirmen gegründet, Scheinrechnungen geschrieben, sich Beraterhonorare zugeschanzt. 35 Millionen Euro Schaden sind entstanden, die NRW-Landespolitik hat ein Skandalthema. Als Reaktion wurde der Rektor beurlaubt – und der Ministerialdirigent Kleffner aus dem Forschungsministerium von FDP-Ressortchef Andreas Pinkwart als „Staatlicher Beauftragter“ eingesetzt. Jetzt sitzt Heiner Kleffner in seinem Gelsenkirchener Büro: als Statthalter des Landes.
Die Gelsenkirchener Aufgabe ist nicht die erste komplizierte Mission Kleffners. 2003 hatte die damalige SPD-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft den Juristen aus der Abteilung EU-Recht und Internationales als Beauftragten für die neue Fusions-Universität Duisburg-Essen berufen. Kleffner gelang es, die verfeindeten Partner-Hochschulen zu befrieden. Nach mehrmonatiger Arbeit verkündete er damals: „Die neue Universität präsentiert sich in vitaler Form. Alle Beteiligten haben sehr gut zu einander gefunden.“ Unidozenten bestätigen, dass Kleffner Anteil am Gelingen der Fusion hatte.
In Gelsenkirchen ist Kleffners Job noch komplizierter. Die Staatsanwaltschaft ist im Haus. Täglich müssen Studierende und Lehrende mit neuen Verhaftungen an der FH rechnen. „Man muss auf alles gefasst sein“, sagt Kleffner. Er klingt gelassen.
MARTIN TEIGELER