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Archiv-Artikel

Ureinwohner machen Walfang nicht besser

Die Inuit der Arktis dürfen als Einzige Meeressäuger zum Essen jagen. Doch an ihrem Verhalten gibt es jetzt Kritik

STOCKHOLM taz ■ In der Arktis lebende Inuit aus Alaska, Russland und Grönland dürfen, was sonst verboten ist: Wale jagen, und das sogar mit dem Segen der Internationalen Walfangkommission (IWC) und der meisten Tierschutzorganisationen. Für den dänischen Biologen Thor Hjarsen ist das „falsch verstandene Romantisierung“ und „reinste Heuchelei“. Diese Waljagd sei „inhuman“ und gefährde zudem die Bestände, sagte er der dänischen Zeitung Politiken.

Das Missverständnis beginne bereits mit dem Argument, dass der Inuit-Walfang der Selbstversorgung der Familien mit Walfleisch diene, meint Thor Hjarsen: „Ein Teil des grönländischen Walfangs ist mittlerweile kommerziell.“ Tatsächlich hat das Sekretariat des Artenschutzüberkommens Cites schon mehrfach beklagt, dass grönländisches Walfleisch auch nach Dänemark verkauft wird. Auch das Argument, dass es gelte, eine „traditionelle“ Fangkultur der Inuit am Leben zu erhalten, lässt Hjarsen nicht gelten: „Was die Zwergwalfang angeht, hat das nichts mit Tradition zu tun. Die hat Dänemark in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts erst nach Grönland gebracht.“

Für die zehn bis zwölf Meter langen Tiere reichen deshalb die Jagdgerätschaften der ursprünglich vorwiegend mit der Jagd von Kleinwalen befassten Inuit zum großen Teil auch gar nicht aus. Die Folge ist bis zum heutigen Tage eine aus tierethischen Gesichtspunkten äußerst zweifelhafte Walquälerei. Bei der Gewehrjagd werden die Tiere jedes Mal, wenn sie zum Luftholen auftauchen, mit Salven beschossen, bis sie verbluten und ertrinken. Es kann bis zu 20 Stunden dauern, bis der Wal stirbt.

Das Hauptproblem ist für viele Biologen aber die Befürchtung, einige Walarten seien durch den Inuit-Walfang mittlerweile in ihrem Bestand gefährdet. So hat die Regierung Grönlands im vergangenen Jahr eine Narwal-Tötungsquote von 385 Tieren erlaubt, obwohl die eigene Naturbehörde nur eine Maximalquote von 135 Narwalen für mit den Prinzipien des Artenschutzes vereinbar hielt. In den beiden letzten Jahrzehnten ist der Bestand dieser Art massiv zurückgegangen, den Narwalen vor der grönländischen Küste droht die Ausrottung. Die Whale and Dolphin Conservation Society kritisiert außerdem, dass die von der IWC den Grönland-Inuit erlaubte Fangquote nur anhand des von den Inuit selbst angemeldeten vermutlichen Nahrungsbedarfs festgelegt wird.

Ob dies aber wirklich das Hauptkriterium für diese Quoten ist, daran weckt die grönländische Selbstverwaltungsregierung durch ihr eigenes Verhalten ernsthafte Zweifel. Sie hat Kopenhagen ersucht, sich für eine teilweise Freigabe kommerziellen Walfangs einzusetzen.

REINHARD WOLFF

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