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Archiv-Artikel

Klangklebespiele

EXPERIMENTELLER SAMPLE-FOLK Mit „The Way Out“ melden sich die New Yorker Klangsammler und -collageure „The Books“ nach fünf Jahren erstaunlich sinnlich zurück

Was der eine zusammenklebt, verwandelt der andere in komplexe Kompositionen

VON ROBERT MATTHIES

Es ist alles eine Frage der Lesart. Oder besser: der Hörart. Über 4.000 alte Tonbänder und Kassetten hat Paul de Jong in den letzten Jahren in amerikanischen Secondhand-Läden zusammengesammelt. Eine unendliche Menge akustischer Fundstücke voller ganz gewöhnlicher, und gerade deswegen überaus bizarrer und absurder menschlicher Äußerungen: Werbung für längst vergessene Produkte, autohypnotherapeutische Übungen von New-Age-Gurus, Golfkurse, Anrufbeantworter-Nachrichten, Talkboy-Kassetten voller kindlicher Folterphantasien, eine Ansprache von Ghandi. All das hat er anschließend seiner eigenwilligen anthropologischen Analyse unterzogen: gesampelt, auseinandergeschnitten, neu zusammengesetzt, geloopt, rückwärts abgespielt oder anders verfremdet.

Sein Partner Nick Zammuto hat dann seinen Teil zum neuen Wurf ihres Duos „The Books“ beigesteuert: Was der eine zusammenklebt, verwandelt der andere in komplexe Kompositionen, fügt Folkversatzstücke, zerfledderte Rhythmen und hier und da ein wenig Gesang hinzu. Erstaunlich ist dabei, dass auch „The Way Out“, fünf Jahre nach dem gefeierten „Lost and Safe“, mitnichten wie eine anstrengende elektroakustische Übung von ein wenig spinnerten Cut-up-Akademikern daherkommt. Sondern durchaus sinnlich, mitunter groovend und nicht selten sogar poppig. Nicht zuletzt, weil Experiment für die „Books“ noch die ursprüngliche Bedeutung hat: neugierige Kinder entdecken spielerisch eine Welt.

■ Mo, 9. 5., 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20