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Archiv-Artikel

Ätherische Ideenschmiede

Weniger Geld, aber noch mehr Ideen: „Schwankungen“, Bremens Radio-Labor, geht in sein drittes Jahr

Von HB

Zumindest im Äther hat die Kulturhauptstadt-Bewerbung durchaus Spuren hinterlassen. Mit insgesamt knapp 200.000 Euro aus entsprechenden Projektmitteln konnte der Verein „Kulturgut“ in den vergangenen zwei Jahren sowohl technisch als auch konzeptionell eine ganze Reihe von Radioformaten unter dem Label „Schwankungen“ entwickeln – immer auf der Suche nach Vermittlungsformen jenseits der klassischen öffentlich-rechtlichen Kultursendungen.

An die 40 Aktive sind derzeit an den Hörfunkexperimenten beteiligt, gesendet wird mal rund um die Uhr, mal gar nicht, mal zwei Stunden täglich. Zeitlich konstanter verfügbar ist die Print-Ausgabe der Schwankungen, die alle zwei Wochen mit einer Auflage zwischen 7.000 und 10.000 Exemplaren erscheint. Die Radio-Reichweite ist nicht messbar, da der „Bürgerfunk“, auf dessen Frequenz die Schwankungen gesendet werden, nicht bei der (kostenpflichtigen) Mediaanalyse dabei ist. „Rein mengenmäßig wird unseren Hörerschaft auch nicht sehr groß sein“, sagt Werner, die „gefühlte Resonanz“ etwa auf die Portraitreihe „Kulturköpfe“ sei aber erfreulich.

Eine Stärke der Schwankungen besteht darin, vielen Menschen Raum für viele konzeptionelle Erprobungen zu geben. Tim Schomacker und Theaterintendant Klaus Pierwoß gehen der Frage nach, wie man „mit Sport radiophon anders umgehen“ könne. Adrienne Goehler, unter anderem Vorsitzende des Aufsichtsrats der taz-Genossenschaft, moderiert eine Serie mit dem Titel „Mein Grundeinkommen“. Reiner Schümann, im Hauptberuf verantwortlich bei der „Dr. Hübotter Wohnungsbau GmbH“ tätig, plant eine Live-Sendung aus dem „Hafen-Casino“, dem Trucker-Stopp im Überseehafen. Unter dem Arbeitstitel „Alltagsparallelwelten“ will er Lkw-Fahrer und Experten über ihr Verständnis von „Blogs“ und anderen medialen Entwicklungen ins Gespräch bringen.

Mittlerweile gelten die Schwankungen über Bremen hinaus als interessante Ideenschmiede. Gemeinsam mit öffentlich-rechtlichen Programmverantwortlichen veranstalten sie die Symposiumsreihe „perform intermedia“, die sich die Überwindung von Genre- und Formatgrenzen zum Ziel gesetzt hat. Nach dem Auslaufen der Kulturhauptstadt-Mittel stehen 2007 dafür allerdings nur noch 40.000 Euro zur Verfügung. HB

Frequenz: 92,5 Mhz. Programm- und Projektübersicht: www.schwankungen.de, www.kulturkoepfe.de sowie www.kulturformate.de