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Archiv-Artikel

SOUNDTRACK

„Du kaunst mi haun, du kaunst mi wiang, owa du kaunst mi ned zwinga“. Vier lange Jahre hat sich das Linzer Duo Attwenger (Foto) für sein neues Album „Flux“ Zeit gelassen und führt damit zum nunmehr zehnten Mal alle schüchternen Kategorisierungsversuche „flux“ ad absurdum. Was einst noch als die Avantgarde der „Neuen Volksmusik“ gehypt werden konnte, hat sich in den letzten 20 Jahren zu einem vollständig geschlossenen Attwenger-Kosmos entwickelt, in dem die Avantgarde-Gitarren eines Fred Frith ebenso zu Hause sind wie Hochgeschwindigkeits-Landler, Hip-Hop-Polka oder Breakcore-Gejandl. Und nun kommen eben auch noch Swing, Rock’n’Roll und düstere Synthies dazu: Möglich ist bei Markus Binder und Hans-Peter Falkner alles, was man zwischen Schlagzeug und Ziehharmonika so anstellen kann – solange einer den anderen auffängt. Weil die Oberösterreicher ihr Denken wieder mal ausschließlich in Dialekt rhythmisieren, klingt das für ungeübte Ohren wie eine Fremdsprache. Das ist durchaus gewollt: Sprache ist bei allem Scharfsinn und aller Ironie schließlich nur ein weiteres Terrain für Bedeutungsverschiebungen und Enteignungen aller lokalen und globalen Idylle und Traditionen. Do, 2. 6., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66

Als Mitte der 80er britische Bands wie My Bloody Valentine oder Spritualized anfingen, polyphone psychedelische Gitarrenwände durch lange Ketten von Verzerrer-, Flanger- und Hallpedalen zu schicken, war es der permanente, konzentrierte, irgendwie schüchtern und introvertiert wirkende Blick auf die Effektgeräte, der dem neuen Klang den Namen geben sollte: Shoegaze, weil die Protagonisten die ganze Zeit auf ihre Schuhe zu starren schienen. Nicht nur, weil genau das so viele britische und US-amerikanische Bands derzeit wiederentdecken, wird die ganze Musikrichtung dieses Wochenende beim Showgaze-Weekender „Feedback Fever“ zum dritten Mal angemessen gefeiert – in Barcelona, London oder New York feiern da längst Tausende mit. Im Golem ist am Freitag mit Ride-Sänger Mark Gardener einer der großen Helden der 90er zu Gast, auf der MS Claudia sind mit The Tamborines zwei lautstarke VertreterInnen des zeitgenössischen Feedback-Feedbacks zu hören: die erinnern ein wenig an die Byrds – auf ganz miesem Acidtrip. Fr, 3. 6., 19.30 Uhr, MS Claudia, Landungsbrücken 19; 23.59 Uhr, Golem, Große Elbstraße 14 ROBERT MATTHIES