Vor der Hochzeit steht der Aufstieg

Der FC St. Pauli steht nach souveränem 2:0 (1:0)-Heimsieg vor der Rückehr in die Zweite Bundesliga. Meggle und Braun schießen gut 15.000 Hamburger Fans in den Himmel der Glückseligkeit. Der Sekt aber bleibt noch warm

Der Tritt auf die Euphoriebremse fällt schwer. „Wir werden uns hüten, den Sekt zu früh kaltzustellen“, gibt sich St. Pauli-Coach Holger Stanislawski reserviert und Abräumer Thomas Meggle ergänzt: „Es hat schon zu viele Meister der Herzen gegeben, die noch im letzten Moment abgefangen wurden.“ Doch Träumen ist am Hamburger Millerntor derzeit erlaubt: Nach einem ungefährdeten 2:0-Heimsieg gegen harmlose Düsseldorfer führen die Kicker vom Kiez die Regionalligatabelle an und haben drei Spieltage vor Schluss ein souveränes Fünf-Punkte-Polster auf einen Nicht-Aufstiegsplatz.

Vor 15.478 Zuschauern tat sich St. Pauli am Samstag gegen die massiert stehenden Düsseldorfer zunächst schwer und kam nur nach Standards zu nennenswerten Chancen.

Erst nachdem der Düsseldorfer von Heeren den einzigen sehenswerten Konter der Gäste in Halbzeit eins knapp über den Kasten gesetzt hatte (27.), kam St. Pauli zu seiner ersten klaren Möglichkeit und damit gleich zum Führungstreffer. Einen Eckball von Takyi hämmerte Meggle mit einem artistischen Seitfallzieher unhaltbar in die Maschen des Düsseldorfer Tores. Zehn Minuten später war es ebenfalls Meggle, der nach einen Takyi-Freistoß zum Kopfball-Torpedo ansetzte, diesmal den Kasten aber knapp verfehlte.

„Wenig Torraumszenen in einem mittelprächtigen Spiel“, machte Holger Stanislawski auch in der zweiten Halbzeit aus. Nur in der ersten Viertelstunde der zweiten Spielhälfte überließen die Hamburger den Düsseldorfer weitgehend das Geschehen und hatten Glück, dass Keeper Borger einen Schuss von Cebe parieren konnte. Nachdem Kuru und erneut Meggle nach einer guten Stunde die Chance zum Ausbau der Führung knapp vergeben hatten, blieb es dem agilen Braun vorbehalten, für die Entscheidung zu sorgen. Ein Freistoß landete genau auf den Schlappen des Flügelflitzers, der das runde Kunstleder an dem auf der Fünf-Meter-Linie klebenden Torwart Kronholm vorbei in die Maschen zirkelte.

Der 2:0-Erfolg gegen Düsseldorf bedeutete für St. Pauli den siebten Heimsieg in Folge bei einer Tordifferenz von 16:0 Toren. „Wir stehen hinten souverän und diszipliniert und schaffen es, am Millerntor genügend Chancen herauszuspielen“, brachte Stanislawski das Erfolgsrezept auf einen knappen Nenner.

Die Planungen für die zweite Liga laufen derweil, trotz allem Understatement, auf Hochtouren. Die Stammelf, die Stanislawski „schon heute für zweitligareif“ hält, soll möglichst komplett gehalten und durch vier bis sechs gezielte Neuzugänge verstärkt werden. Ganz oben auf der Liste möglicher Neuzugänge steht der Bruder von Nationalspieler Bastian Schweinsteiger, Tobias, der gerade mit Braunschweig aus der zweiten Liga abgestiegen ist.

Trotz angezogener Euphoriebremse wurde nach dem Spiel dann doch noch gefeiert. Thomas Meggle, von den Fans nach Klasse-Leistung und Traum-Tor von den Fans zum „Fußballgott“ ausgerufen, lud nach dem Spiel die Mannschaft zum Polterabend. Doch bevor bei dem gebürtigen Bayern die Hochzeitsglocken läuten, steht noch ein weiteres Jubelfest auf dem Terminplan. Möglichst schon nach dem Heimspiel gegen Dynamo Dresden soll in zwei Wochen der Kiez beben, wenn St. Pauli und die Zweite Liga eine neue Liaison beginnen. Marco Carini