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Archiv-Artikel

„Die Zeichen ihres Körpers“

DOKUMENTARFILM Bremer Filmemacherin berichtet über eine verdrängte sexuelle Störung

Von LKA
Susanne Hensdiek

■ 39, ist seit 2005 freiberufliche Filmemacherin. Zuvor arbeitete sie als Kamerafrau und Cutterin bei Television Aktuell.

taz: Frau Hensdiek, was ist Vaginismus?

Susanne Hensdiek: Eine Verkrampfung der Scheidenmuskulatur, die ein Eindringen beim Geschlechtsverkehr oder eine Penetration erschwert oder sogar unmöglich macht. Manche Frauen können deshalb aber auch keinen Tampon einführen.

Nach Ihren Recherchen sind fünf bis 42 Prozent aller Frauen betroffen. Wie kann es sein, dass die Zahlen so stark schwanken?

Es gibt bislang meines Wissens nach keine offiziellen Studien oder Erhebungen darüber. Die Zahlen beziehen sich allein auf Schätzungen verschiedener Quellen.

Sie haben sich für den Film jahrelang mit dem Thema befasst. Wie erklären sich das Tabu?

Nur wenige der betroffenen Frauen trauen sich, darüber zu reden. Ob mit der Frauenärztin oder mit der Freundin – die Tatsache, dass sie regelmäßig Schmerzen oder Probleme beim Sex haben, wird oft schamhaft verheimlicht. Sie plagen sich oft jahrelang allein mit den Gedanken, keine richtige Frau zu sein, die Einzige auf der Welt zu sein, die keinen Sex haben kann. Und viele Frauen mit denen ich gesprochen habe, fühlen sich nicht ernst genommen. Was sicher auch daran liegt, dass sie von ihren Ärzten oft zu hören bekommen, dass sie einfach mal ein Glas Wein trinken sollen – und es dann schon klappt. Damit ist es natürlich nicht getan.

Woher kommt der Krampf?

Das ist ganz schwer zu sagen und sehr individuell. Das können unter anderem schlechte Erfahrungen oder das Thema Abgrenzung im Allgemeinen sein.

In Ihrem Film stellen Sie vier Protagonistinnen vor. Wie gehen sie damit um?

Sie gehen alle verschiedene Wege: Die Altenpflegerin Svenja, die nicht bereit ist, sich den Männern zu liebe gegen die Zeichen ihres Körpers zu verbiegen. Das Ehepaar Gabriele und Jens, das im Laufe der Dreharbeiten Eltern wird. Die Sprachtherapeutin Katrin, die Moderatorin eines Selbsthilfe-Forums im Internet ist und sich eher sachlich damit auseinandersetzt. Und die Juristin Elvira, die „so viele Männer hatte, dass sie sie nicht zählen kann“ – um sich zu beweisen, dass sie doch eine vollwertige Frau ist. So unterschiedlich die Frauen sind, so unterschiedlich ist auch ihr Umgang mit dem Vaginismus.  INTERVIEW: LKA

„Keine richtige Frau“: 20 Uhr, Pro Familia Bremen, Hollerallee 24