Kirche will sich bessern

SEXUELLER MISSBRAUCH

Verhalten positiv war das Echo von Missbrauchsopfern nachdem die Nordkirche am Dienstag den Bericht einer unabhängigen Kommission zu Missbrauch unter dem Dach der Kirche vorgelegt hatte. „Einen Anfang“, nannte es Corinna Boller, die 2010 den Missbrauch durch einen Pfarrer in Ahrensburg öffentlich gemacht und damit den Anstoß zur Aufarbeitung gegeben hatte.

Die Kommission, bestehend aus zwei Juristinnen und zwei Pädagogen, hat 155 Empfehlungen für den Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Kirche erarbeitet – nun muss sich zeigen, was künftig davon umgesetzt wird. Die Kommission hat aber auch versucht, Ursachenforschung zu betreiben, und festgestellt, dass sexueller Missbrauch durch Pastoren innerhalb der Kirche nicht für vorstellbar gehalten wurde – wenn überhaupt galt er als Problem der katholischen Kirche in Folge des Zölibats.

Die Kommission fordert ein Ende dieser Wahrnehmungsblockade, zudem empfiehlt sie mehr psychosoziale Kompetenz bei den MitarbeiterInnen, ein Krisen-Interventionsteam, klare Handlungsvorgaben bei Hinweisen auf sexuelle Übergriffe und eine zentrale Stelle, die sich damit befasst. Wenig Ergebnisse fanden die Juristinnen bei den Disziplinarverfahren, die zwischen 1973 und 2011 gegen Kirchenmitarbeiter gelaufen sind: Die meisten wurden eingestellt. Das liegt, so die Kommission, an einem Strafrecht, das den sexuellen Kontakt zwischen Erwachsenen und Jugendlichen oder jungen Erwachsenen nicht unter Strafe stelle. Diese Sicht müsse die Kirche in ihre Verfahren nicht übernehmen – tue es aber meist. Folglich empfehlen die Expertinnen ein Abstinenzgebot, das sexuelle Kontakte im Bereich der Seelsorge verbietet.

Bei der Vorstellung des Berichts zeigte sich Bischöfin Kirsten Fehrs lernbereit. In einem vorläufigen Zehn-Punkte-Plan sind etwa ein verbindliches Abstinenzgebot, ein Kriseninterventionsteam und ein Beschwerdemanagement vorgesehen.  GRÄ