DAS KOMMT
:

■ 25. 6. Nibelungenfestspiele Worms

Jud Süß

Es muss wohl ein Staraufgebot sein, wenn man die Geschichte des „Jud Süß“ erzählt: Vergangenes Jahr brachte Oskar Roehler „Jud Süß – Film ohne Gewissen“ mit Tobias Moretti und Martina Gedeck ins Kino, dieses Jahr inszeniert Dieter Wedel die Geschichte mit Jürgen Tarrach und Rufus Beck in einer Stückfassung, die er mit Joshua Sobol geschrieben hat. Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer ist ein von den Nazis kontamierter Stoff: Das zu thematisieren, gelang Roehler nur mit viel Kitsch und historischer Ungenauigkeit. Dass Dieter Wedel das in der Stadt Worms besser packt, kann man nur hoffen.

■ ab 26. 6. Haus am Waldsee Berlin

Auf Augenhöhe

Die Fotografin Mette Tronvoll, 1965 in Trondheim geboren, folgt den Menschen in den eigenen Lebensraum am Rande der Zivilisation. In ihren Porträts kommuniziert sie mit japanischen Frauen beim Seetangsammeln, Nomaden in den Weiten der mongolischen Steppe, jungen und alten Menschen beim heißen Bad in den Naturquellen Grönlands oder Elitesoldaten in geheimen Trainingslagern in den Wäldern Südnorwegens. Die Menschen auf Tronvolls Fotografien gehen ein enges Bündnis mit der Natur ein. Seit die Künstlerin Ende der 90er Jahre ihr Atelier mit dem Arbeiten im Freien vertauscht hat, sucht sie Menschen in Abgeschiedenheit.

■ 27. 6. Karlstorbahnhof Heidelberg, 3. 7. Haus der Kulturen der Welt Berlin, 10. 7. Volksbühne Berlin

Deerhoof

Die kalifornisch-japanische Avantgarage-Band Deerhoof versteht sich aufs Oszillieren: Zwischen komplizierten, breakreichen Energieschüben und ruhigem Fließen, zwischen Songwriting und Experiment bleibt das Quartett um Bassistin und Sängerin Satomi Matsuzaki stets unentschieden. Am 3. 7. spielen sie übrigens zusammen mit der kongolesischen Band Kasai Allstars.

■ 27. 6., Auditorium des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums der Humboldt-Uni Berlin

Luc Boltanski

Der französische Soziologe Luc Boltanski vergleicht das gegenwärtige Europa mit der Vorhölle: nicht Hölle, nicht Paradies. Wie diese Vorhölle genau aussieht, darüber spricht er anlässlich des Erscheinens seines Buches „Die Vorhölle“.

ab 30. 6. im Kino

Vier Leben

Ein Film fast ohne Menschen ist Michelangelo Frammartinos „Vier Leben“. Seine vier Episoden kreisen um einen Hirten, um ein Zicklein, um eine Tanne und schließlich um Holzkohle. Dokumentarisches verschränkt sich mit Fiktivem, Heidnisches mit Christlichem, eine Prise Slapstick-Humor kommt hinzu – mit dem Ergebnis, dass Frammartinos Film zum Aufregendsten zählt, was zurzeit im Kino zu sehen ist.