: Paramilitär im Parlament
Er will die Ukraine „entrussifizieren“ und im Osten des Landes bis zum letzten Mann kämpfen. Die Europäische Union ist für Dmitri Jarosch ein bürokratisches Monster, das die nationale Identität und die traditionelle Familie zerstört sowie eine antichristliche Politik macht.
Künftig wird der Chef des radikal nationalistischen Rechten Sektors seine kruden Thesen nicht nur auf der Straße, sondern auch im Parlament verbreiten. Bei den Wahlen am vergangenen Sonntag schaffte Jarosch als Direktkandidat im Gebiet Dnjepropetrowsk klar den Sprung in die Verchowna Rada.
In rechtsradikalen Kreisen ist der 43-jährige studierte Philologe aus Dnjeprodserschinsk (Gebiet Dnjepropetrowsk) schon länger unterwegs. 1994 war er Mitbegründer der nationalistischen Gruppe Trysub (Dreizack), die sich besonders durch Angriffe auf Homosexuelle hervortat.
Im vergangenen November, in etwa zeitgleich mit dem Beginn der Protestbewegung gegen die Nichtunterzeichnung des Assoziierungsabkommens mit der EU, betrat Jarosch mit einer neuen Gruppierung die politische Bühne: dem Rechten Sektor. Die paramilitärische Truppe spielte eine tragenden Rolle bei den gewaltsamen Zusammenstößen im Februar auf dem Maidan in Kiew, die über 100 Menschen das Leben kostete.
Nach der Entmachtung des ehemaligen Präsidenten Wiktor Janukowitsch wurden dem dreifachen Vater Jarosch verschiedene Posten in der neuen Regierung angeboten, die er jedoch alle ablehnte. Bei den Präsidentenwahlen im Mai kam er gerade einmal auf 0,7 Prozent der Stimmen. Anstatt Wahlkampf zu machen, kämpfte Jarosch als Anführer eines bewaffneten Freiwilligenverbandes gegen die prorussischen Separatisten.
Am 5. März 2014 hatten die russischen Behörden Jarosch wegen „Aufwiegelung zum Terrorismus“ international zur Fahndung ausgeschrieben. Dem vorausgegangen war ein online veröffentlichter Aufruf Jaroschs an den tschetschenischen Rebellenführer Doku Umarow, die Ukraine „im Kampf gegen Russland zu unterstützen“. Eine Auslieferung hat er laut dem Kiewer Interpol-Büro nicht zu befürchten. Er stehe unter dem Schutz des ukrainischen Staates. BARBARA OERTEL