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Archiv-Artikel

„Die Wirtschaft hacken“

DISKUSSION Premium-Cola will anders wirtschaften: Kooperation statt Konkurrenz ist die Devise

Von LKA
Uwe Lübbermann

■ 38, lebt in Hamburg und ist bei Premium-Cola als „zentraler Moderator“ tätig: Das ist, wie er sagt, die Antithese zum Geschäftsführer, der bestimmt, wo es lang geht.

taz: Herr Lübbermann, welche Cola trinken Sie am liebsten?

Uwe Lübbermann: Da bin ich natürlich parteiisch. Aber wenn ich eine andere Cola lieber tränke als Premium, würde ich es auch ehrlich sagen. Aber es ist Premium.

Ursprünglich entstand Premium-Cola aus Protest gegen die Reduzierung des Koffeins in Afri-Cola.

Das war tatsächlich der Zünder. Rückblickend würde ich sagen: Wenn die damals ehrlich gesagt hätten, dass sie das Rezept geändert haben, hätte ich mich nicht so aufgeregt. Aber das ist mittlerweile 15 Jahre her.

Ihr Vertrieb macht Bier und Limonade und setzt auf Transparenz. Werden wirklich alle Entscheidungen im Kollektiv getroffen?

Wir haben einen Verein gegründet, der „Premium-Wirtschaftssysteme“ heißt. Darin sind Premium-Cola und Bier, Frohlunder, Muntermate, Kolle-Mate, Metamate und Premium-Junkfood organisiert. Die Idee ist dabei, dass wir uns als offenes Netzwerk bewegen, aber eine gemeinsame Arbeitsweise teilen.

Die da wäre?

Das Premium Betriebssystem – bei dem der Witz ist, dass man Unternehmen nicht als intern und extern begreift, sondern versucht, alle Entscheidungen mit allen zu treffen, die davon betroffen sind: Hersteller, Spediteure, Händler, Gastronomen oder Konsumenten – alle können mitreden.

Wie soll das denn gehen?

Jeder kann Themen einwerfen, die dann diskutiert werden. Dann macht ein Mensch – meistens ich – einen Beschlussvorschlag daraus. Jeder kann aber ein Veto einlegen, dann wird der Beschluss so nicht umgesetzt. Das nennt sich Konsensdemokratie und so lässt sich der Mechanismus der normalen Wirtschaft hacken: Wenn ich etwa vorschlage, dass ich das Zehnfache verdiene, wie die anderen, legt jemand ein Veto ein und es kann nicht gemacht werden.

Kann auch die Konkurrenz – zum Beispiel von Fritz Cola – mitmischen?

Jein. Wir haben ein Kooperationsnetzwerk, haben auch anderen Projekten schon bei der Gründung geholfen, die können mitreden, weil wir versuchen eine Kultur des Miteinanders zu leben. Aber die Kollegen von Fritz Cola sind ein bisschen anders: Mit denen haben wir negative Erfahrungen gemacht, deswegen würden wir die nicht mitreden lassen.  INTERVIEW: LKA

19 Uhr, Lagerhaus, Etage 3