: Die Skepsis der Jugend wächst
ZUKUNFT Die großen Hoffnungen auf umfassende Reformen weichen der Sorge vor neuer Gewalt
VON ZON PANN PWINT
„Anfangs hatte ich noch die Hoffnung, dass die Wahlen 2015 frei und zu einem gewissen Grad auch fair sein würden, weil die großen Parteien wie die Solidaritäts- und Entwicklungspartei der Union (USDP), die Nationale Liga für Demokratie (NLD) und einige ethnische politische Parteien viel Zeit hatten, sich auf die Wahlen vorzubereiten“, sagt Su Thinzar Maung (23), die Lehrerin in einer nichtstaatlichen Gemeinde-Initiative ist.
Aber ihre Hoffnung erhielt einen Dämpfer, als sie die Rede des Präsidenten am 1. Oktober hörte. Der erklärte, die Wahlen würden nicht stattfinden, wenn nicht zuvor ein landesweiter Waffenstillstand unterzeichnet werde. „Meine Erwartungen, dass es freie und faire Wahlen geben wird, sind durch die Rede des Präsidenten gesunken“, sagt Su Thinzar Maung. Wohl nicht zufällig kam es zu Zusammenstößen zwischen Regierungssoldaten und bewaffneten ethnischen Gruppierungen.
Unerfüllte Wünsche
Naw Hsepaw Htoo (25), die in der Verwaltung von Spectrum, einer lokalen nichtstaatlichen Organisation, arbeitet, hofft, dass die Wahl der Bevölkerung die lange erwartete Chance bietet, die richtige Regierung zu bestimmen. „Als Bürgerin habe ich den Wunsch, eine gute Führung auszusuchen, und ich wünsche mir freie und faire Wahlen. Falls Aung San Suu Kyi es nicht schafft, die Verfassung zu ändern, die ihr das Präsidentenamt verwehrt, dann wähle ich den Kandidaten ihrer Partei“, sagt sie.
Myo Zin Oo (25), Referent des Sandhi Governance Instituts, ereifert sich, wenn er über die kommenden Wahlen spricht: „Seit Präsident Thein Sein im Jahr 2011 ins Amt kam, hat die Regierung Gemeinschaftsvorhaben wie den Bau neuer Straßen und Brücken angeschoben, politische Häftlinge amnestiert und Friedensabkommen mit den Gruppen ethnischer Minderheiten eingeleitet. Aber das sind alles Schaufenstervorhaben.“
Anfänglich habe er geglaubt, dass die Wahlen von 2015 den Bürgern eine bessere Zukunft bringen werden. Aber die Gewalt zwischen verschiedenen Volksgruppen haben sein Vertrauen in den Präsidenten erschüttert. Jetzt fragt er sich, wie ehrlich der Präsident es mit den Wahlen überhaupt meint.
„Wenn der Präsident freie und faire Wahlen wünscht, wird er sich ehrlich darum bemühen, den lang anhaltenden Konflikt mit den ethnischen Minderheiten zu beenden und die Probleme zu lösen“, sagt er. „Wenn er es nicht ernst meint und seine Präsidentschaft verlängern will, werden diese Zusammenstöße ein politisches Mittel werden, um die Wahlen zu verschieben.“
Wie er denkt auch der Künstler Min Thurein (25): „Je näher die Wahlen rücken, desto weiter entfernt ist der Frieden, desto mehr Konflikte werden aufbrechen.“