Ferien sind Stress für Eltern

In den Sommerferien schließen auch viele Kitas ihre Tore. Gerade kleinere Träger haben Mühe, eine Notbetreuung zu organisieren. Eltern müssen längere Anfahrt und kürzere Öffnung in Kauf nehmen

VON ANNA LEHMANN

Berlins Schüler genießen seit Mittwoch die Sommerferien. Doch auch die 105.000 Kinder im Vorschulalter stehen nun vor verschlossenen Türen. Die Mehrheit der Kindertagesstätten schließt während der schulfreien Zeit oder schränkt die Betreuung ein. Berufstätige Eltern müssen sich nun um Betreuungsersatz kümmern und weitere Wege einstellen. Die Kinder müssen sich an andere Räume und ErzieherInnen gewöhnen. „Das ist für alle Beteiligten nicht prickelnd und hat schon starken Aufbewahrungscharakter“, kritisiert ein Kita-Mitarbeiter.

Wegen der dünnen Personaldecke in den Kindertagesstätten können gerade kleinere freie Trägern keine ganzjährige Rundumbetreuung anbieten. Den ErzieherInnen stehen nämlich bis zu 50 freie Tage zu – für den regulären Jahresurlaub und den Abbau von Überstunden. Für Gehaltseinbußen von 10 Prozent stimmte die Gewerkschaft einst einem entsprechenden Ausgleich in Freizeit zu. Kitas dürfen daher bis zu 25 Tage im Jahr schließen. In der Schließzeit können die ErzieherInnen kollektiv einen Teil ihrer Freizeit nehmen und sind dafür den Rest des Jahres geschlossen anwesend.

Das Jugendaufbauwerk Ost (JAO) schließt 11 seiner 15 Kitas für drei Wochen. Es werde eine Notbetreuung eingerichtet, berichtet Silvia Dombard vom Jugendaufbauwerk. Von je zwei bis drei Kitas bliebe eine geöffnet – die aber nur mit reduziertem Personal. Zudem wird die Öffnungszeit um eine Stunde verkürzt. Etwa 10 Prozent der Eltern nähmen dieses Angebot wahr. Doch die Eltern hätten Verständnis, berichtet Dombard. „Bei voller Auslastung das ganze Jahr müssten Einschnitte in andere Angebote gemacht werden.“

Die Kitas sind angehalten, das Berliner Bildungsprogramm umzusetzen. Dafür reiche das Personal selbst ohne Urlaubs- und Krankheitszeiten kaum aus, berichtet Klaus Dieter Oldenburg, Leiter einer Kita in Kreuzberg. Sie ist eine der 39 Kitas der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Die meisten werden laut AWO für drei Wochen geschlossen oder kürzen ihr Programm.

„Die Kitas leiden unter akutem Personalmangel – auch außerhalb der Ferienzeiten“, kritisiert auch die familienpolitische Sprecherin der CDU, Emine Demirbüken-Wegner. Sie fordert, dass sich ein Erzieher um höchstens acht Kinder kümmern müsse. Dazu müsste mehr Personal eingestellt werden.

Die Stadt geht jedoch einen anderen Weg. Im Eigenbetrieb Südost sollen demnächst 78 Stellen gestrichen werden. Das städtische Unternehmen betreibt 44 Häuser in Treptow, Köpenick und Neukölln. Sieben davon seien während der Ferien geöffnet, der Rest halten eine Notbetreuung vor, berichtet Geschäftsführer Matthias Erfurt. Aber das sei kein Problem: „Kinder brauchen auch mal Urlaub von der Kita.“