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Archiv-Artikel

Schwein gehabt

BYE-BYE Auch Michael Müller geht auf Abschiedstour. Nur etwas kürzer als sein Vorgänger Klaus Wowereit

Warmlaufen konnte sich Daniela Augenstein nicht. Die Sprecherin von Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) und künftige Senatssprecherin beklagte noch am Dienstagnachmittag, dass in ihrem Büro in der Württembergischen Straße die Heizung ausgefallen sei. Leicht unterkühlt, dafür aber kälteresistent tauchte sie mit ihrem Chef am Abend im Plänterwald auf. Selten hat der Glühwein so gewärmt.

Es war wieder einmal Sauvesper, jenes halb skurrile und halb ernste Adventsritual, bei dem ein Stadtentwicklungssenator einmal im Jahr daran erinnert wird, dass zu seiner 2.000 Mann und Frau großen Verwaltung auch die Berliner Forsten gehören – und mit ihnen Jäger, Förster und Waldarbeiter. Gleichzeitig hieß es bei Müllers vierter Sauvesper auch Abschied nehmen. „Als ich das erste Mal hier im Plänterwald war, war ich keine paar Tage im Amt“, erinnerte er sich. „Nun werde ich nur noch ein paar Tage im Amt sein.“

Müller nutzte die Gelegenheit und bedankte sich artig bei Mitarbeitern, Weggefährten und Journalisten „für die tolle Unterstützung“. Der Revierförster wiederum bedankte sich bei Müller, dann spielten ein paar Jagdhornbläser auf. Das war’s. Keine Kamera, kein Mikro, kein Blitzlicht. Hätte Klaus Wowereit hier Abschied gefeiert, hätte Uli Zelle für den RBB sicher eine Liveshow moderiert.

Aufholen will er gar nicht

Beim Glamour habe er noch Luft nach oben, hat Müller beim Dreikampf mit Raed Saleh und Jan Stöß immer wieder gewitzelt. Die Sauvesper zeigte, dass der 49-Jährige da gar nicht aufholen will. Arbeiten will er, keine Show. Also Wohnungen bauen und – das war der Auftrag am Dienstag – die Sau verspeisen. Ein wenig puristisch wirkte das schon. Denn statt Tellern gab es die Wildschweinstücke auf die Serviette. Die Sau musste schließlich weg. Wenigstens musste man den Glühwein nicht aus dem Handteller schlürfen.

Müllers Nachfolger im Amt, der bisherige Bürgermeister von Lichtenberg, Andreas Geisel, war im Plänterwald, Bezirk Treptow-Köpenick, nicht gesehen. Aber vielleicht sind das Reviergrenzen, die man respektieren muss.

Bis zum 11. Dezember muss sich Geisels Walddasein auf den Landschaftspark Herzberge beschränken. Im nächsten Dezember kann er dann überall wildern. Wie wäre es mit der Sauvesper 2015 im Grunewald? Im Wald des Jahres kann dann auch mal ein Ossi so richtig die Sau rauslassen. UWE RADA