piwik no script img

Archiv-Artikel

Bildung auf den Markt geworfen

Deutschlands erste „Unternehmer-Universität“ öffnet in Rostock im Oktober ihre Pforten, nachdem sie nun staatlich anerkannt ist. Das Startkapital dafür stammt von einer Bremer Fonds-Gesellschaft

VON UTA GENSICHEN

Das Schweriner Bildungsministerium hat der Hanse-Universität in Rostock vor wenigen Tagen grünes Licht gegeben. Nun laufen die Vorbereitungen für das Wintersemester in Deutschlands erster über einen Fonds finanzierten Hochschule auf Hochtouren. Ab Oktober werden dort die beiden Bachelor-Studiengänge Business Administration und Business Information Technology sowie der Masterstudiengang Global Management angeboten. Bislang ist die genaue Zahl der Studenten noch nicht absehbar. „Es wird sich aber im kleinen zweistelligen Bereich bewegen“, sagt Ideengeber und Geschäftsführer der Hanse-Universität Peter Pedersen.

7.500 Euro müssen die künftigen Studenten pro Semester an Gebühren zahlen. Das Startkapital in der Höhe von 18,9 Millionen Euro stammt aus dem Bremer Emissionshaus Ventafonds, das im Umgang mit Spezialfonds vertraut ist. Da größere Investitionen künftig nicht mehr zu erwarten sind, könnte der Fonds in Zukunft mit den Studiengebühren Gewinne machen. Vorausgesetzt die Zahl der Studenten nimmt stetig zu. „Man kann mit Bildung Geld verdienen“, sagt Geschäftsführer Oskar Edler von Schickh über die Motivation seines Unternehmens, auf die Privatuniversität zu setzen. Dass der Fonds Gewinne aus den hohen Semesterbeiträgen der Studenten macht, ist für ihn legitim. „Ich finde es dagegen unfair, dass Unis kostenlos sind.“

Ein drittes finanzielles Standbein der Hanse-Universität sind Firmen. Als „Unternehmer-Universität“ preist sie sich an und will so Kooperationspartner und Studenten gleichermaßen anlocken. Denn wer nicht über die ausreichenden finanziellen Mittel verfügt, um ein Studium an der Privat-Uni zu beginnen, könne sich doch von einer Firma unterstützen lassen. „Das ist unser Trainee-Studien-Konzept“, sagt Pedersen. Der Haken dabei ist, dass sich die Studierenden im Gegenzug für einige Jahre bei ihrem Sponsor verpflichten müssen.

Der Unternehmensberater Pedersen hatte bereits vor vielen Jahren die Idee zu einer privaten, wirtschaftlich orientierten Universität. „Faszinierend“ finde er die hohe Staatsquote auf dem deutschen Universitätsmarkt. „Im internationalen Vergleich ist das ein extremer Wettbewerbsnachteil“, sagt er.

Auch Fondsbetreiber Oskar Edler von Schickh ist von einer großen Aufbruchstimmung im Bildungssektor gepackt, die nicht zuletzt mit einer errechneten Rendite von „acht bis zehn Prozent“ versüßt wird. Zudem macht das Hamburger Bildungsunternehmen Education Trend AG, das den Fonds komplett übernommen hat, „keine Investionen, die unter 20 Prozent liegen“, sagt von Schickh.

Ob die erste private Universität Deutschlands hält, was sie Investoren und Studenten verspricht, wird sich in den kommenden drei Jahren ihrer staatlichen Akkreditierung zeigen. Bis zum kommenden Wintersemester müssen allerdings noch die Räume bezogen, die EDV eingerichtet, die restlichen Dozenten angestellt und nicht zuletzt die nötigen Studenten in den Auswahlverfahren gefunden werden.

Die an der Universität Rostock bereits bestehende Fakultät der Wirtschaftswissenschaften ist für den Geschäftsführer der Hanse-Uni keine Konkurrenz. Pedersen: „Im Gegensatz zu einer staatlichen arbeitet eine private Universität überregional und international.“ Wegen der Nähe zum baltischen Markt ist Mecklenburg-Vorpommern deshalb ein „idealtypischer Standort“.