Berliner Flughafen: Mehdorn macht’s nicht mehr

INFRASTRUKTUR Nach Spekulationen über seine Nachfolge kündigt BER-Chef seinen Rücktritt an

BERLIN taz | Der Chef des Berliner Pannenflughafenprojekts BER, Hartmut Mehdorn, schmeißt vorzeitig das Handtuch. Er werde sein Mandat als Vorsitzender der Geschäftsführung niederlegen, aber bis zur Findung eines Nachfolgers im Amt bleiben, längstens bis Ende Juni 2015, sagte Mehdorn am Montag. „Ich bedauere meinen Rücktritt persönlich sehr, da er weder meinem Pflichtbewusstsein noch meinen persönlichen Zielen entspricht.“ Grund sei, dass im Umfeld des Aufsichtsrats Spekulationen zu seiner Person angestellt worden seien, die das für ihn vertretbare Maß überstiegen hätten.

Mehdorn war im März 2013 für drei Jahre verpflichtet worden, nachdem die Eröffnung des Hauptstadtflughafens wegen technischer Probleme auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste. In den vergangenen Wochen hatten Medien darüber berichtet, dass das Verhältnis zwischen ihm und den Gesellschaftern aus Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg zerrüttet sei; sein Vertrag solle nicht verlängert werden. Mehdorn hatte zuvor die Fluggesellschaft Air Berlin und davor die Deutsche Bahn AG geleitet.

Mehdorn selbst zieht eine positive Bilanz seiner kurzen Amtszeit als Flughafenretter. „Als ich im März 2013 kam, herrschten Chaos und Stillstand auf der Baustelle.“ Nun sei die Baustellenorganisation geordnet, die technischen Kernfragen seien entschieden, und ein neues Managementteam sei an Bord. Zudem schließe sich mit der Entscheidung für einen neuen Eröffnungstermin für ihn ein Kreis.

Aufsichtsrat und Geschäftsführung der Flughafengesellschaft hatten am Freitag bekannt gegeben, dass der neue Hauptstadtflughafen BER im zweiten Halbjahr 2017 eröffnen soll. Der Großflughafen, schon seit der Wiedervereinigung geplant, wird seit 2006 gebaut. Er soll den innerstädtischen Flughafen Tegel ersetzen. Der ehemalige Flughafen Tempelhof ist bereits geschlossen; hier befindet sich nun eine imposante parkähnliche Freifläche mitten in der Stadt. Zuletzt sollte der Flughafen, der mittlerweile 5,4 Milliarden Euro kosten soll, im Juni 2012 eröffnet werden; dieses Vorhaben scheiterte jedoch an massiven Probleme mit einer technisch ambitionierten Brandschutzanlage.

RICHARD ROTHER

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